Interview mit dem SAP-Deutschland-Chef: “Hire and fire ist keine Personalpolitik”

Für Volker Merk, Geschäftsführer SAP Deutschland AG, findet der Fachkräftemangel woanders statt. Der Bedarf an IT-Fachkräften in Deutschland hat nur zu einem geringen Teil Auswirkungen auf den deutschen Softwarekonzern. Das liegt an einer nachhaltigen Strategie bei Human Resources. Merk im Interview mit silicon.de.

Dabei muss nicht jeder Mitarbeiter in eine Führungsposition aufsteigen wollen. Neben dem Weg, der auf Personalverantwortung abzielt, gibt es bei SAP die Fachlaufbahn für technische Spezialisten und die Projektleitung. Dadurch erhält jeder eine Chance, seinen Neigungen entsprechend, Karriere zu machen. Unsere Mitarbeiter schätzen es sehr, in einem Unternehmen zu arbeiten, das sich organisatorisch kontinuierlich an die Markt- und Kundenanforderungen anpasst. Daraus ergeben sich ständig neue Optionen für den Talent Pool.

silicon.de: Auch wenn es sich die SAP offenbar leisten kann, den Fachkräftemangel in Deutschland zu ignorieren – er existiert dennoch. Hat die SAP vielleicht Vorschläge an die Politik, um mit dem Fachkräftemangel endlich dauerhaft fertig zu werden?

Volker Merk: Zuwanderungsgesetze sind für international agierende Unternehmen ein Standortfaktor. Denn sie beeinflussen die Möglichkeiten der Personalpolitik eines Unternehmens erheblich. Das gilt auch für weltweit agierende Unternehmen wie SAP. Um Weltspitze zu werden, müssen wir nicht nur in Deutschland sondern auch weltweit für Deutschland Toptalente gewinnen. Stärker als bisher müssen wir international offensiv für den Standort Deutschland werben.

Außerdem benötigen wir eine gezielte und aktivere Zuwanderungspolitik für Hochqualifizierte, wenn wir uns weiter im internationalen Vergleich behaupten möchten. Angesichts der demographischen Entwicklung besteht hier dringender Handlungsbedarf. Wenn wir weltweit zu den Besten zählen wollen, brauchen wir auch die besten Köpfe.

Damit eröffnen sich auch Handlungsfelder für die Politik: Sie muss die Rahmenbedingungen so gestalten, das der Standort Deutschland für ausländische Spitzenkräfte im globalen Wettbewerb ausreichende Anreize bietet. Dazu gehört eine Reform des Zuwanderungsgesetzes, um den Arbeitsmarkt für Hochqualifizierte weiter zu öffnen, sowie eine Verbesserung der Niederlassungsregelungen für Toptalente und Unternehmen, um langfristige Perspektiven bieten zu können.