Diese sogenannten Hard-Drive-Partys, bei denen man sich in privaten Räumen mit anderen Nutzern trifft, um die Inhalte der eigenen mobilen Festplatte mit anderen zu tauschen, werden nicht nur in den USA immer populärer. Der Grund dafür ist einfach: Wer nicht mit dem Internet verbunden ist, kann beim illegalen Filesharing auch nicht so leicht erwischt werden.
Bei Hard-Drive-Partys geht es um Pizza, Bier und den Austausch von Inhalten von 500-Gigabyte-Festplatten, die mit Tausenden von Musikstücken befüllt sind”, schreibt der britische Musikproduzent Cliff Jones in der Times. Sein eigener Nachbar, ein unbescholtener Familienvater, habe ihm erst kürzlich stolz berichtet, dass er an die 80.000 Klassik-Musiktitel auf einer Festplatte gespeichert habe, die er von einem Freund geschenkt bekommen habe.
“Grob geschätzt entspricht das einem Gegenwert von 60.000 Pfund (75.000 Euro)”, rechnet Jones vor. “Derartige Filesharer-Partys sind für uns schon seit geraumer Zeit keine Neuheit mehr, sondern ein bekanntes Problem”, erklärt Daniel Knöll, Sprecher des Bundesverbands Musikindustrie. Auf WLAN-Partys würden Nutzer bereits seit Jahren unter anderem auch verschiedenste Dateien untereinander tauschen. “Das Kind hat jetzt nur einen neuen Namen bekommen, das Problem bleibt aber das selbe”, stellt Knöll fest.
“Natürlich ist diese Entwicklung ein Riesenproblem für die Musikindustrie. Im Grunde genommen geht es dabei aber nicht nur um das Problem der Raubkopien, sondern auch um das der Speichermedien”, ergänzt Knöll. So würden sich allein in Deutschland insgesamt rund 20 Milliarden illegale Kopien von Musiktiteln auf Speichermedien wie Festplatte, MP3-Player oder Handys der Nutzer befinden.
“Diejenigen, die meinen, dass ihnen diese Musik zusteht, werden zudem wohl immer einen Weg finden, sich diese auf illegalem Wege anzueignen”, räumt Knöll ein. Das heiße aber nicht, dass es keine Möglichkeiten gebe, um gegen solche Hard-Drive-Partys vorzugehen. “Für uns ist die gegenwärtige Entwicklung ein deutliches Indiz dafür, dass unsere bisherige Strategie, im Kampf gegen Online-Piraterie juristisch härter durchzugreifen, richtig war”, meint Knöll.
Dass das Vorgehen der Musikindustrie bei den deutschen Internetnutzern greift, bestätigt die sogenannte ‘Brennerstudie’ des Bundesverbandes. Demnach haben 2007 erstmals mehr Menschen in Deutschland legale als illegale Musikdownload-Angebote im Internet genutzt. “Nach einzelnen Songs gerechnet ist die Zahl der illegal heruntergeladenen Musik im Netz aber immer noch zehnmal so hoch wie der rechtmäßig erworbenen”, merkt Knöll abschließend an.
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der Ansatz stimmte nicht
Die Vorgehensweise der Musikindustrie ist geprägt von Pannen und Angstmacherei zur Verdeckung eigener Unfähigkeit, den Markt zu kennen....
Nicht das Verbot der Brennersoftware oder die unsinnige Kriminalisierung haben ein Umdenken beim Verbraucher bewirkt, sondern die Verfügbarkeit von genügend Angeboten zu fairen Preisen.
Es ist überhaupt kein Problem, einen Titel für einen Euro +/- herunterzuladen und sich daran zu erfreuen.
Und für den "Otto Normalo" ist DAS auch wesentlich einfacher als irgendwelche Programme zu installieren oder etwas zu brennen.
Es ist aber ein Problem (für mich), eine CD zu kaufen, von der man nur einen Titel hören möchte - und dafür 20 Euro zahlen zu müssen. Auf das Radio kann man nicht mehr zählen, jeder schöne Titel wird von Werbebloggs oder anderem "Gequatsche" der Moderatoren gestört, die mal wieder einen vermeintlich supertollen Witz reissen müssen - das ist enervierend!
Aber das alles war lange bekannt und nur die Unfähigkeit, eine vernünftige Plattform zur Verfügung zu stellen, hinderte die Musikindustrie daran, schon viel länger fair ihr Geld zu verdienen.
Vor allem ohne Plattheiten und Vorgehensweisen, denen sich mittlerweile sogar teilweise die Staatsanwaltschaft verweigert (silicon berichtete darüber unlängst).
Aber wir leben in einer Zeit, wo man keine Musikindustrie mehr benötigt - keine "Plattenbosse" im Sinne des Klischees.
Mein Wunsch für die Zukunft wäre, dass mehr und mehr Künstler das Internet nutzen um ihre eigene Promotion zu gestalten und dafür auch das Gros der Einnahmen erhalten - dass das Geld auch beim Künstler ankommt.