Lohnt sich Social Networking für Firmen?

Michael Koch ist Professor für die Programmierung kooperativer Systeme an der Fakultät für Informatik der Universität der Bundeswehr München. Er hat untersucht, wie Unternehmen mit dem Thema Social Networking Services umgehen.

Das heißt, den Benutzern darf kein besonderer Mehraufwand abverlangt werden, ohne ihnen einen direkten Nutzen zu bieten. Möglichkeiten, dies in Unternehmen umzusetzen, kann die Nutzung von Social Networking Services als elektronisches Telefonbuch und die automatische Integration von Daten aus firmeninternen Systemen sein.

silicon.de: Wie werden Social Networking Services bei Accenture, IBM und SAP eingesetzt?

Michael Koch: Neben der Nutzung als elektronisches Telefonbuch oder als Expertenverzeichnisse werden Social Networking Services häufig verwendet, um vor oder nach einem direkten Kontakt Kontextinformation zu erhalten – also zum Beispiel ein Bild zu einer Stimme zu bekommen oder mehr über Kompetenzen oder Projekte des Gegenübers zu erfahren. Schließlich ist noch der Einsatz zum ‘Informiert-Bleiben’ über lose Kontakte zu erwähnen – das heißt, das ‘Informiert-Werden’ über Änderungen an den Profilen dieser Kontakte.

silicon.de: Was machen diese Unternehmen in Sachen Social Networking Services gut und was läuft eher schlecht?

Michael Koch: Auch an der detaillierten Beantwortung dieser Frage arbeiten wir noch. Bei den betrachteten Unternehmen läuft gut, dass alle den Mitarbeitern viele Freiheiten lassen und eine Kultur der freien Kommunikation leben, was Grundvoraussetzung für die erfolgreiche Nutzung von Social Networking Services ist.

Teilweise verbesserungswürdig ist der Fokus, die Definition des Ziels, das die Unternehmen mit den Social Networking Services verfolgen. Hier ist insbesondere die Integration mit anderen Unternehmenssystemen beziehungsweise die Stellung zu solchen anderen Systemen zu erwähnen.

silicon.de: Lohnt es sich für Unternehmen allgemein, auf Social Networking Services zu setzen?

Michael Koch: Das kann man weder mit ‘ja’ noch mit ‘nein’ beantworten. Grundsätzlich glaube ich, dass die Unterstützung einer freieren Kommunikation zwischen den Mitarbeitern – und auch mit Kunden und Geschäftspartnern – für alle Unternehmen nutzbringend sein kann. Ob der Einsatz eines Social Networking Services zur Unterstützung eingesetzt werden kann, ist für jeden Fall separat zu entscheiden. Eventuell gibt es ja schon andere Mittel für diesen Zweck.

Gerade für kleinere Unternehmen ist hier aber interessant, den Fokus zu vergrößern und zu betrachten, ob sich eine Kommunikation mit Lieferanten und Kunden über einen offenen Social Networking Services lohnen könnte. Nicht umsonst sind die Hauptkunden von Xing die ‘kleinsten Unternehmen’, die Gruppe der Freiberufler.

silicon.de: Wo liegen die Probleme bei der Einführung von Social Networking Services im Unternehmen?

Michael Koch: Ein wichtiger Erfolgsfaktor für die Einführung von Social Networking Services ist, wie schon mehrfach erwähnt, der direkte Nutzen für die Mitarbeiter. Das Verhältnis zwischen Aufwand und Nutzen muss positiv sein.