Konkreter Nutzen von Social Networks wird sichtbar

silicon.de: Herr Werth, Sie sind seit Juli 2007 für Social Networking bei IBM Deutschland tätig und haben seither sicher vielfach den Kunden erklärt, was die IBM denn damit genau meint. Wie definieren Sie Web 2.0 im Unternehmen – IBM nennt es Enterprise 2.0 –, und wie fallen die Reaktionen aus?

René Werth: Unser Hauptanliegen ist zu erklären, wie ich Web-2.0-Lösungen umsetzen kann, welche Anwendungsfälle und Umsetzungsstrategien es gibt. Ich habe dabei keine direkte Kundenzuordnung, unterhalte mich mit Konzernen und Mittelständlern. Der Kern dieser Gespräche ist es zu schauen, wie die Leute heute zusammenarbeiten. Dann kommt die Frage, wie es effizienter wäre. Ein gutes Beispiel dafür ist wohl, wie rückständig wir heute mit E-Mails umgehen. Wir benutzen diese Kommunikationsform für Dinge, für die sie eigentlich gar nicht geschaffen ist: Diskussionen werden Dutzende Male hin- und hergeschickt. Mit immer demselben Betreff und zwei Zeilen neuer Information. Die Funktion “Kopie an alle” wird zum Ärgernis. Dafür gibt es bessere Werkzeuge: Blogs und Foren.

Auch bei der Abstimmung über Dokumente blockiert die E-Mail oft mehr als sie nützt. Ein Beispiel, das jeder kennt: Von fünf Adressaten eines Dokumentes können vier nichts damit anfangen. Einer hat es wiederum weitergeleitet und drei Leute haben schon mal unabhängig voneinander mit Änderungen am Dokument begonnen. Sie vergessen nicht ihre Vorschläge wieder an alle zu senden und so weiter. So entstehen unübersehbare Inkonsistenzen, die erst wieder mit viel Kommunikation ausgeräumt werden können. Es gilt herauszufinden, wie die Informationen leichter als mit E-Mail versendet und gefunden werden können. Die Kommunikation kann und muss heute oft viel effizienter geführt werden. Die Werkzeuge dafür sind da. Wir haben selbst sehr durchgängige Lösungen dafür und setzen sie auch seit Jahren mit Gewinn für die Nutzer ein.

silicon.de: Gibt es Firmen, die ebenfalls das ganze Paket einsetzen oder ist IBM da allein auf weiter Flur, außer Hörweite?

René Werth: Wir setzen unsere Lösungen natürlich selbst ein, aber es gibt auch einige Beispiele die wir nennen dürfen. Eines davon ist Rheinmetall: Hier wird Sicherheit groß geschrieben und die Lösungen sind mit einem Mitarbeiterportal von SAP integriert. Instant Messaging, Social Software Suite, Lotus Connections, bis hin zu Dokumentenzusammenarbeit mit Quickr und Team Wikis werden hier genutzt und vom CIO hundertprozentig vertreten. Damit sind sie ein Vorreiter.

Da gibt es aber auch Mittelständler, die mit einer einzigen Komponente starten. Dies bewusst als ersten Schritt von mehreren. Beispielsweise gibt es da ein Verlagshaus, das Informationsschnittstellen und externe Anbindungswege realisiert hat. In der öffentlichen Verwaltung haben wir einen kleinen, interessanten Kunden. Dieser realisiert bald seinen Bürgermeister-Blog mit unseren Lösungen und tüftelt an einer Echtzeit-Beratung für die Bürger, die über Chatfunktionen mit Verwaltungsangestellten laufen soll.

Page: 1 2 3 4

Silicon-Redaktion

Recent Posts

Alle Prozesse im Blick: IT-Service Management bei der Haspa

Wo es früher auf Buchhalter, Schreiber und Boten ankam, geht es heute vor allem um…

14 Stunden ago

Wie generative KI das Geschäft rund um den Black Friday verändert

Mit KI-Technologien lässt sich das Einkaufserlebnis personalisieren und der Service optimieren, sagt Gastautor Gabriel Frasconi…

15 Stunden ago

Banken und Versicherer sind KI-Großabnehmer

Ein Großteil der weltweiten KI-Gelder fließt in den Finanzsektor. 2023 wurden in der Branche 87…

1 Tag ago

Siemens legt 10 Milliarden Dollar für Software-Spezialisten auf den Tisch

Die Übernahme des US-amerikanischen Anbieters Altair Engineering soll die Position im Markt für Computational Science…

2 Tagen ago

Standortübergreifender KI-Einsatz im OP-Saal

Ein deutsch-französisches Projekt hat hybride Operationssäle entwickelt, die durch 5G-Netz und KI neue Anwendungen ermöglichen.

2 Tagen ago

OT-Security braucht zunächst Asset-Transparenz

Unternehmen wissen oft nicht, welche Geräte in der Produktion eine IP-Adresse haben, warnt Peter Machat…

5 Tagen ago