Nach Aussage von Matthias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer AG, waren es nicht technologische Gründe, die zu der Entscheidung für die Umstellung auf Apple-Clients geführt haben. Vordergründig stellt er den Wandel der Unternehmenskultur heraus, der dadurch beschleunigt werden soll, dass nun eine kreativere, innovativere und schönere Arbeitsumgebung entstehen soll.
Gleichzeitig wird in diesem Zuge ein in die Jahre gekommener Arbeitsplatz in einen “modernen” verwandelt. Dabei kann “modern” auch ruhig mit “trendy” übersetzt werden – das zeigt sich darin, dass das bisher noch so gut wie gar nicht im Business etablierte iPhone ebenso Einzug halten soll wie die ganze PC- und Laptop-Palette von Apple.
Ich nehme es dem Verlag durchaus ab, dass die traditionellen Nähe der Mac-Systeme zu Layout-Arbeiten und der Wunsch zu höherer Geschwindigkeit und besseren Arbeitsabläufen mit in die Entscheidung für Apple eingeflossen sind. Darüber hinaus wird sich die Axel Springer AG damit aus Image-Gründen einen modernen Anstrich geben. Allein technologisch wäre dieser Komplettumstieg kaum zu erklären. Zumal die Zeitspanne von geplanten fünf Jahren bei schätzungsweise betroffenen 80 Prozent aller Beschäftigten, die bei dem 10.000-Mitarbeiter-Verlag mit dem PC arbeiten müssen, recht sportlich scheint.
Sicherlich gelten Apple-Rechner unter anderem als weniger anfällig für Viren und anderen Schadcode. Doch das Thema IT-Sicherheit wurde von Seiten der Entscheider nicht in den Vordergrund gerückt. Ferner sollen je nach Applikation und Bereichsanforderung auf den Apple-Computern als native Betriebssysteme Mac OS X oder ein Windows-Betriebssystem (XP oder Vista) verwendet werden.
Dies spricht zum einen dagegen, dass die reifer werdenden Desktop-Virtualisierungs-Lösungen Treiber für den Umstieg waren. Zum anderen wird gerade das Mac OS von Kennern ob seiner Funktionalität, Performance und Stabilität als Entscheidungsgrund für einen Apple-PC hervorgehoben. Windows auf diesen Rechner zu installieren, wäre für diese Gruppe so, als ob man einen Mini kauft und eine Polo-Karosserie darüberstülpt.
Das Gros der Business-Anwendungen in Fachabteilungen wie Buchhaltung, Vertrieb und so weiter werden allerdings das Microsoft-Betriebssystem voraussetzen. Redakteure und alle anderen hauptsächlich Text verarbeitenden Mitarbeiter werden als Kernapplikation eine Office-Version nutzen, die es auch für Mac-OS gibt – sei es Apple iWork oder Microsoft Office.
Es scheint mir vor diesem Hintergrund einerseits vorrangig eine betriebswirtschaftliche Entscheidung gewesen zu sein, die womöglich durch eine schon etwas länger bestehende Modernisierungsbestrebung und ein ob der Größe des Projektvolumens ausgesprochen gutes Preisangebot getrieben wurde.
Andererseits könnte es sich auch um eine Schnapsidee zweier Entscheidungsträger auf höchster Ebene handeln mit Vorteilen auf beiden Seiten – eine Referenz mit Leuchtturmcharakter für den Anbieter mit Sicht auf zukünftig vermeintlich steigende Marktanteile und eine aus dem grundsätzlichen Modernisierungsbedarf heraus entstandene Image-Kampagne, die zu besonders günstigen Konditionen umgesetzt wird.
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