Das Wall-Street-Desaster und die IT-Industrie
Nach dem Kollaps der Traditionsbank Lehman Brothers und dem Notverkauf von Merrill Lynch herrscht an der Wall Street Ausnahmezustand. Der Gouverneur von New York fürchtet, dass bis zu 30.000 Stellen in Gefahr sind. Das Desaster auf dem US-Finanzmarkt wird sich auf die weltweite Hightech-Industrie auswirken. Die Frage ist nur wie sehr.
“Cisco und Intel zum Beispiel haben im vergangenen Jahr 15 Firmen gekauft, dieses Jahr werden es wahrscheinlich nur acht sein. Grund dafür ist der Aktienmarkt, da die Firmen weniger Geld zum Investieren haben”, erklärt Heeson. “Wenn ein Risikokapitalgeber in eine IT-Firma investiert, ist es deren vorrangiges Ziel, an die Börse zu gehen oder gekauft zu werden. In dem derzeit sehr unbeständigen Markt wird es nun noch schwerer an die Börse zu gehen, als es sowieso schon war. Kleinere Technologie-Firmen werden damit mindestens die nächsten sechs Monate zu kämpfen haben.”
Und auch Übernahmen und Fusionen stehen derzeit unter einem schlechten Stern. Wenn es Zweifel an der finanziellen Stärke einer der beteiligten Firmen gibt, sind solche Transaktionen schwerer umzusetzen, sagt Wissenschaftler Blaydon. Lehman Brothers zum Beispiel sei bereits in den vergangenen drei Woche aus verschiedenen Geschäften gedrängt worden, an denen sich die Investmentbank ursprünglich hatte beteiligen wollen.
Mehr Sorge bereitet den Experten jedoch, dass immer weniger mit Risikokapital finanzierte Firmen an die Börse gehen. Im zweiten Quartal 2008 war es zum ersten Mal seit 30 Jahren in den USA keine einzige. In guten Jahren waren es rund Hundert.
“Was wäre passiert, wenn Dell oder Google oder Amazon oder Ebay nicht an die Börse gegangen wären”, gibt Emily Mendell, beim NVCA verantwortlich für strategische Fragen, zu bedenken. “Man muss nur an all die Arbeitsplätze denken, die nie entstanden wären. “Volkswirtschaftlich gesehen möchten wir gerne mehr Börsengänge und weniger Übernahmen sehen.”