Interview: Linux-Netbooks verkaufen sich schlecht

silicon.de: Acer trennt sehr streng zwischen Consumer und Business. Wollen Sie an daran festhalten?

Engel: Ja, wir wollen daran festhalten. Den Business-Bereich nennen wir “Professional”. Was nicht heißt, dass die Consumer nicht professionell wären. Die Strategie hat sich aber bewährt. Sie berücksichtigt ein unterschiedliches Vorgehen bei den Wiederverkäufern ebenso wie bei Bedarfssituation der Anwender. Bei einem privaten Endkunden ist es beispielsweise ein Muss, dass ein Notebook mit einer Webcam ausgestattet ist. Auf der anderen Seite gibt es im professionellen Bereich Kunden, die bei einem Notebook mit Webcam sagen “um Gottes Willen”. Beispielsweise fürchten Banken, dass mit einer Webcam am Notebook irgendwelche Dokumente übertragen werden könnten. Das sind grundlegend unterschiedliche Anwendungsbereiche und Anforderungen, und so haben sich in den letzten zwei Jahren vollkommen unterschiedliche Gerätekategorien etabliert. Vorher war es noch wie bei der Strumpfindustrie: ‘one size fits all’. Das ist heute anders.

silicon.de: Was kann ein Professional-Kunde künftig von Acer-Produkten erwarten?

Engel: Ein Business-Kunde kann von Acer erwarten, dass eine umfassende Produktpalette seine Bedürfnisse optimal abdeckt. Er kann auch erwarten, dass die Produkte speziell auf Business-Kunden zugeschnitten sind. Dazu zählen z.B. geringes Gewicht oder die Akkuleistung von Notebooks. Dinge die bei einem privaten Einsatz z.B. im heimischen Wohnzimmer deutlich weniger wichtig sind.

silicon.de: Führt Acer eigentlich selbst Marktbeobachtungen/-befragungen durch, um zu wissen, was der private Endkunde und der Business-Kunde möchten?

Engel: Vieles ergibt sich aus dem persönlichen Gespräch mit den Kunden. Auf Messen, wie beispielsweise auf die Games Convention, erreichen wir viele Endkunden und erhalten so wertvolles Feedback zu unseren Produkten. Natürlich führen wir im Rahmen unserer Marktforschung auch Untersuchungen auf europäischer Ebene durch. Wir machen regelmäßig Befragungen, die in vier oder fünf Ländern stattfinden, Deutschland ist meist mit dabei.

silicon.de: Was denken Sie, wie sich der PC-Markt im nächsten Jahr in Deutschland entwickeln wird?

Engel: Wenn ich mir die Zahlen des zweiten Quartals im Gesamtmarkt anschaue, sehe ich im Vergleich zum Vorjahresquartal eine Marktschrumpfung von 10 Prozent. Das ist für die Branche ein Signal, sich Gedanken zu machen. Konjunkturelle Einflüsse, eine gewisse Kaufzurückhaltung im privaten Bereich und verstärkt auch bei Großunternehmen sind die Schlagworte. Unter volkswirtschaftlichen Aspekten war ich schon einmal optimistischer. Wir sehen jedoch auch große Chancen für Acer. Dass wir als Hardware-Spezialist auch in einem hart umkämpften Markt Erfolg haben können, hat Acer längst bewiesen. Acer ist insgesamt hervorragend aufgestellt, wir werden auch weiter überproportional wachsen.

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Silicon-Redaktion

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  • Notebooks mit Linux - Unsere Erfahrung
    Wir haben seit Vista Notebooks und PCs überwiegend mit Ubuntu (Linux) an den Kunden verkauft. Dies wurde sehr positiv aufgenommen. Die Kunden sind i.d.R. fasziniert, wie einfach ein Linuxsystem zu bedienen ist. Eine vorherige Beratung des Kunden ist aber bei Linux unabdingbar, wogegen fast jeder Windows XP kennt. Gerade aber bei der Beratung werden oft Abstriche gemacht.

    Im übrigen sind ehemalige Windows-Benutzer bisher nicht bereit, wieder zu Windows zurück zu portieren (Wir bieten dies unseren Kunden, die mit dem von uns installierten Linux nixht zufrieden sind, sogar kostenlos an!).

    Fazit: Nur noch jeder dritte Neurechner wird von uns mit XP verkauft. Vista wird von den Kunden i.d.R. nicht gewünscht und wird allenfalls deswegen verwendet, weil es beim Rechner dabei war.

    Klaus Riesterer
    GL CTR Computertechnik

  • Lite-Version
    Was zu erwarten war, wenn man sein Produkt mit einer "Linux Lite version" bewirbt.

  • Linpus Linux ist abschreckend
    Ich bin einer der offenbar wenigen Käufer der Linux-Version des AcerOne A150. Leider muss ich sagen, dass ich auch niemandem dazu raten werde, diese Version zu kaufen, denn das vorinstallierte Linpus Linux ist ein abschreckendes Beispiel für eine Linux-Lösung.

    Natürlich ist ein Netbook kein vollwertiges Notebook, aber Linpus erschwert es den Benutzern unnötigerweise, das Gerät durch zusätzliche Anwendungen individuell benutzbar zu machen. Die vorinstallierten Anwendungen wie der e-Mail-Client und der Mediaplayer sind indiskutabel schlecht - da liefert die OpenSource-Szene deutlich bessere Alternativen.

    Es ist zwar grundsätzlich möglich, weitere bzw. alternative Anwendungen zu installieren, aber die lassen sich nur unter erheblichem Aufwand (manuelles Editieren von xml-Dateien) in die vorgegebene Oberfläche integrieren und sind auch schwer zu finden, da die Repositories des Paketmanagers unter aller Würde gepflegt sind.

    Allein der Versuch, nur Demo-Versionen von Spielen mitzuliefern, von denen es massenhaft freie Versionen gibt, zeugt davon, dass man bei der Erstellung der Distribution eher auf weitere Einnahmequellen geschaut hat als auf Benutzerzufriedenheit. Noch dazu verscherzt man es sich mit der Community, wenn man sich zwar kräftig an OpenSource-Projekten bedient, aber die eigenen Anpassungen an Anwendungen, vor allem aber auch von Treibern, im Anschluss aber nicht selbst veröffentlicht.

    Von der wirklich katastrophalen deutschen Lokalisation, die bis heute auch nach einigen Updates immer noch nicht bereinigt ist, will ich hier mal gar nicht sprechen.

    Fazit: das macht ASUS deutlich besser und man kann nur hoffen, dass eines der vielen Community-Projekte bald eine brauchbare Netbook-Distribution fertig bekommt. Ubuntu's Netbook-Remix ist zum Beispiel vielversprechend, aber noch lange nicht fertig.

    Gerade ein Netbook unter Linux braucht eine einfach anpassbare Oberfläche und ein Repository, das aktuelle, getestete und auf mobile User zugeschnittene Pakete über die integrierte Paketverwaltung anbietet und somit auch auf Stand halten kann.

    Acer hat sich selbst und Linux mit diesem Fehlstart auf jeden Fall keinen Gefallen getan. Da braucht man sich nicht zu wundern, wenn die Verkaufszahlen hinter den Erwartungen zurückbleiben. Auch auf meinem AspireOne läuft derzeit übrigens ein nachträglich installiertes Windows XP, das mich aber auch nicht ganz glücklich macht. Jetzt sieht das AspireOne aus wie ein lahmes Notebook, was es ja nicht sein soll.

    Ein brauchbareres Linux wäre mir lieber, aber ich habe bisher mit keiner alternativen Distribution die gesamte Hardware vollwertig in Betrieb nehmen können - danke dafür nochmal an die Freunde bei Linpus!

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