Interview: Linux-Netbooks verkaufen sich schlecht

silicon.de: Der Verkauf von Personal Computern erreicht im Jahr 2008 dank eines Absatzbooms bei mobilen Geräten ein Rekordhoch. Daher hat momentan jeder Hersteller etwas zum Thema Netbook beizutragen. Sie haben das Acer ‘Aspire one’ Anfang August auf den Markt gebracht. Können Sie schon etwas zu den Verkaufszahlen sagen? Wie verteilt sich der Absatz auf die Windows- und die Linux-Variante?

Engel: Wir waren sehr optimistisch, als wir das Aspire one auf den Markt gebracht haben, und die Verkaufszahlen in der XP-Version sind richtig beeindruckend. Allerdings hatten wir die Abverkäufe der Linux-Variante optimistischer eingeschätzt. Erwartet hatten wir einen 50 zu 50 Split der Linux- und XP-Variante. Tatsächlich liegen aber die Geräte mit Microsoft-Betriebssytem deutlich vorne. Ich denke und hoffe, dass sich das im Laufe der nächsten ein, zwei Jahre relativieren wird. Das hängt wohl auch damit zusammen, dass die User das Netbook als neue Produktkategorie erst noch akzeptieren und begreifen müssen. Der eigentliche Anwendungsbereich eines Netbooks ist nicht deckungsgleich mit dem eines Notebooks. Das haben leider auch viele Verkäufer noch nicht so ganz verstanden. Wenn ich in einen Laden gehe oder auch online irgendwo ein Netbook als “Notebook” annonciert sehe, dann sehe ich rot. Dann wird letztendlich den Kunden etwas vorgegaukelt, was es nicht ist. Momentan befürchte ich, dass ein Teil der Anwender, die die XP-Variante kaufen, auch der Meinung sind, sie würden ein Notebook erwerben, aber das ist es einfach nicht. Ein Netbook ist ein perfektes Arbeitsgerät, um im Internet zu arbeiten. Es ist aber nichts, wenn man beispielsweise seine Diplomarbeit schreiben oder eine hundertseitige Präsentation erstellen will. Für normale Online-Anwendungen reicht jedoch die Linux-Version völlig aus. Von daher erwarte ich, dass sich mittelfristig die Verkaufszahlen doch in Richtung Linux verschieben werden.

silicon.de: Woran liegt es Ihrer Meinung nach, dass die XP-Variante des ‘Aspire one’ viel besser beim Kunden ankommt?

Engel: Ein Argument ist, dass der Kunde Microsofts XP kennt, Linux oft nicht. Teilweise hat der Kunde zwar schon von Linux gehört, verbindet aber das Betriebssystem fast immer mit einem gewissen Spezialisten-Hintergrund, weil, aus seiner Sicht, sich eher Programmierer und Bastler damit beschäftigen. In der Hinsicht muss einfach noch ein bisschen Aufklärungsarbeit geleistet werden.

silicon.de: Was will Acer konkret dafür tun, dass sich die Proportionen verschieben? Linux als Betriebssystem zurückziehen?

Engel: Nein, zurückziehen werden wir Linux nicht, im Gegenteil. Ich glaube, dass, langfristig gesehen, Linux seinen Platz erobern wird. Für die Anwendungen, die man mit einem Netbook statt einem Notebook macht, ist Linux momentan das ideale Betriebssystem. Wir bieten XP nur deshalb als Betriebssystem auf unseren Aspire one an, weil es kein geeignetes Vista Home für das Netbook gibt. Und auch XP ist nicht optimal für diese Produktgruppe – und das weiß auch Microsoft. Ich gehe davon aus, dass Linux sich durchsetzen wird, und wir werden es auch propagieren. Ich denke, die Zeit wird das auch in die Köpfe bringen.

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Silicon-Redaktion

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  • Notebooks mit Linux - Unsere Erfahrung
    Wir haben seit Vista Notebooks und PCs überwiegend mit Ubuntu (Linux) an den Kunden verkauft. Dies wurde sehr positiv aufgenommen. Die Kunden sind i.d.R. fasziniert, wie einfach ein Linuxsystem zu bedienen ist. Eine vorherige Beratung des Kunden ist aber bei Linux unabdingbar, wogegen fast jeder Windows XP kennt. Gerade aber bei der Beratung werden oft Abstriche gemacht.

    Im übrigen sind ehemalige Windows-Benutzer bisher nicht bereit, wieder zu Windows zurück zu portieren (Wir bieten dies unseren Kunden, die mit dem von uns installierten Linux nixht zufrieden sind, sogar kostenlos an!).

    Fazit: Nur noch jeder dritte Neurechner wird von uns mit XP verkauft. Vista wird von den Kunden i.d.R. nicht gewünscht und wird allenfalls deswegen verwendet, weil es beim Rechner dabei war.

    Klaus Riesterer
    GL CTR Computertechnik

  • Lite-Version
    Was zu erwarten war, wenn man sein Produkt mit einer "Linux Lite version" bewirbt.

  • Linpus Linux ist abschreckend
    Ich bin einer der offenbar wenigen Käufer der Linux-Version des AcerOne A150. Leider muss ich sagen, dass ich auch niemandem dazu raten werde, diese Version zu kaufen, denn das vorinstallierte Linpus Linux ist ein abschreckendes Beispiel für eine Linux-Lösung.

    Natürlich ist ein Netbook kein vollwertiges Notebook, aber Linpus erschwert es den Benutzern unnötigerweise, das Gerät durch zusätzliche Anwendungen individuell benutzbar zu machen. Die vorinstallierten Anwendungen wie der e-Mail-Client und der Mediaplayer sind indiskutabel schlecht - da liefert die OpenSource-Szene deutlich bessere Alternativen.

    Es ist zwar grundsätzlich möglich, weitere bzw. alternative Anwendungen zu installieren, aber die lassen sich nur unter erheblichem Aufwand (manuelles Editieren von xml-Dateien) in die vorgegebene Oberfläche integrieren und sind auch schwer zu finden, da die Repositories des Paketmanagers unter aller Würde gepflegt sind.

    Allein der Versuch, nur Demo-Versionen von Spielen mitzuliefern, von denen es massenhaft freie Versionen gibt, zeugt davon, dass man bei der Erstellung der Distribution eher auf weitere Einnahmequellen geschaut hat als auf Benutzerzufriedenheit. Noch dazu verscherzt man es sich mit der Community, wenn man sich zwar kräftig an OpenSource-Projekten bedient, aber die eigenen Anpassungen an Anwendungen, vor allem aber auch von Treibern, im Anschluss aber nicht selbst veröffentlicht.

    Von der wirklich katastrophalen deutschen Lokalisation, die bis heute auch nach einigen Updates immer noch nicht bereinigt ist, will ich hier mal gar nicht sprechen.

    Fazit: das macht ASUS deutlich besser und man kann nur hoffen, dass eines der vielen Community-Projekte bald eine brauchbare Netbook-Distribution fertig bekommt. Ubuntu's Netbook-Remix ist zum Beispiel vielversprechend, aber noch lange nicht fertig.

    Gerade ein Netbook unter Linux braucht eine einfach anpassbare Oberfläche und ein Repository, das aktuelle, getestete und auf mobile User zugeschnittene Pakete über die integrierte Paketverwaltung anbietet und somit auch auf Stand halten kann.

    Acer hat sich selbst und Linux mit diesem Fehlstart auf jeden Fall keinen Gefallen getan. Da braucht man sich nicht zu wundern, wenn die Verkaufszahlen hinter den Erwartungen zurückbleiben. Auch auf meinem AspireOne läuft derzeit übrigens ein nachträglich installiertes Windows XP, das mich aber auch nicht ganz glücklich macht. Jetzt sieht das AspireOne aus wie ein lahmes Notebook, was es ja nicht sein soll.

    Ein brauchbareres Linux wäre mir lieber, aber ich habe bisher mit keiner alternativen Distribution die gesamte Hardware vollwertig in Betrieb nehmen können - danke dafür nochmal an die Freunde bei Linpus!

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