Internationale Teams von Softwareentwicklern beispielsweise aus West- und Osteuropa, den USA und Asien sind in der deutschen Softwarebranche mittlerweile weit verbreitet. Waren zunächst Großunternehmen wie Siemens und SAP die Vorreiter des Offshorings, setzen inzwischen auch KMU zunehmend auf internationale Kooperationen mit osteuropäischen Entwicklern, zum Beispiel aus Russland. Für KMU geht die Entscheidung zum Offshoring dabei häufig mit besonderen Risiken einher, weil ihre flexible Arbeitsweise in enger Abstimmung mit dem Auftraggeber sehr anfällig für die Probleme internationaler Unternehmenskooperationen ist.
Im Arbeitsgebiet Wirtschaftsinformatik und Neue Medien der Universität Siegen ist unter der Leitung von Prof. Dr. Volker Wulff ein neues Forschungsvorhaben gestartet worden. Das Projekt ARTOS (Artikulationsarbeit in Offshoringprojekten kleiner und mittlerer Unternehmen der Software-Branche) befasst sich mit der Praxis deutscher Unternehmen im Rahmen der Umsetzung von Offshoring in Form internationaler Softwareentwicklungsprojekte. Derzeit fehlen gesicherte Erkenntnisse darüber, wie deutsche klein- und mittelständische Unternehmen (KMU) auf die Herausforderungen des Offshorings in der Praxis reagieren und wie Unternehmen bei der Umsetzung von Offshoringprojekten technisch besser unterstützt werden können.
Die Arbeit in internationalen Teams bringt dabei besondere Herausforderungen mit sich, die in der teilweise enormen geografischen Verteilung der Mitarbeiter wurzeln. So wirken sich neben räumlichen und zeitlichen Differenzen häufig auch kulturelle und sprachliche Unterschiede auf die Zusammenarbeit aus. Insbesondere kritische Situationen können schnell eskalieren, wenn es aufgrund von Sprachschwierigkeiten und unterschiedlichen Unternehmenskulturen zu Missverständnissen kommt. Gleichzeitig führt die geographische Distanz zu einer starken Abhängigkeit von Medien und computervermittelter Kommunikation, deren Einfluss auf die Praxis der Entwicklungsarbeit derzeit nur unzureichend verstanden wird.
Der Schwerpunkt der Forschungsmethodik liegt daher auf der teilnehmenden Beobachtung der Arbeitspraktiken von Softwareentwicklern in der Praxis. Unter anderem sollen in Interviews und durch die ergänzende Auswertung von “Artefakten” wie Log-Files ein detailliertes Bild der Praxis deutscher KMU beim Offshoring gezeichnet werden. Die gewonnenen Erkenntnisse können zudem für die Entwicklung von Software genutzt werden, die deutsche KMU bei der Abwicklung globaler Entwicklungsprojekte besser unterstützen.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das Projekt über einen Zeitraum von zunächst zwei Jahren.
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