E-Books haben Computerbildschirmen einiges voraus

Amazon gibt derzeit keine Details über die Deutschland-Pläne für seinen E-Reader Kindle bekannt, der in den USA schon seit November auf dem Markt ist. In Deutschland sind bisher nur Modelle zweier kleinerer Anbieter erhältlich, nämlich von Cybook und iRex. Von dem Einstieg von Sony und Amazon ins deutsche E-Book-Geschäft erwarten Beobachter frischen Wind für die Branche: “Das E-Book wird die Verlagswelt ziemlich durcheinander wirbeln”, sagt Ronald Schild, Internetexperte beim Börsenverein des Deutschen Buchhandels in Frankfurt, gegenüber dem Magazin Focus.

In den USA kann die E-Book-Branche bereits rasantes Wachstum melden. Deutsche Verlage hoffen nun, auch von diesem Trend profitieren zu können. “Wir hoffen jetzt, dass das Geschäft in Schwung kommt”, sagt Frank Sambeth vom Verlag Random House, der zu Bertelsmann gehört. Der Verlag will in Zukunft fast alle seine Titel auch als E-Book anbieten. Vor allem im Wissenschafts- und Hochschulbereich besteht großes Potenzial für den Verkauf von E-Books, da dort vollkommen neue Geschäftsmodelle eingeführt werden können. Studenten könnten beispielsweise nur Auszüge von Büchern als E-Book erwerben oder ein E-Book nur für einen bestimmten Zeitraum bestellen. Zudem ist der Erwerb eines E-Books laut Schätzungen um rund 20 bis 30 Prozent billiger als der Kauf eines normalen Hardcovers.

Ungeklärt ist bisher die Frage, ob in Zukunft alle E-Books auch auf allen Lesegeräten angezeigt werden können. Auf Amazons Kindle benötigt man beispielsweise auch die zugehörige Software von Amazon, damit das Gerät voll funktionsfähig ist. Der Dachverband der deutschen Buchbranche setzt sich für die Einführung eines offenen Formats ein. “Beim elektronischen Buch haben wir einen starken Trend zur Monopolisierung”, warnt Schild. Zudem will er ein “elektronisches Wasserzeichen” einführen, damit es der Buchbranche nicht so ergeht wie der Musikindustrie. Damit kann der ursprüngliche Eigentümer ermittelt und die Weitergabe auf Online-Tauschbörsen verhindert werden. Random House wird bei seinen E-Books die umstrittene Variante, das Digital Rights Management (DRM) einsetzen.

Was Anzeigequalität betrifft, haben E-Book Reader einige Vorteile gegenüber Computerbildschirmen. Die Display-Anzeige von E-Readern ist auch bei hellem Sonnenlicht gut erkennbar. Sie strahlen selber kein Licht aus, also braucht man bei Dunkelheit wie bei normalen Büchern eine Lampe, um lesen zu können. Ein Manko ist derzeit aber die Darstellung von Grafiken. Zurzeit gibt es noch keine marktreifen E-Reader mit Farbdisplay. Das elektronische Papier kann lediglich einige wenige Grauabstufungen anzeigen. Verschiedene Forscherteams arbeiten bereits daran, farbige Displays zu entwickeln. Das Hauptaugenmerk der Forscher liegt aber darauf, dass E-Paper einmal so dünn und flexibel wie herkömmliches Papier wird.

Silicon-Redaktion

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