Neu vorgestellt wurde dagegen auf der Konferenz eine gemeinsam mit Cisco entwickelte Anwendung zum Datenschutz in erweiterten Unternehmensnetzwerken. Auch wurde der Startschuss für das EcoHub gegeben, einem Online-Marktplatz für Partnerlösungen im SAP-Umfeld. Außerdem werde man den Anwendern künftig zwei Updates pro Jahr bieten. Diese sollen sich unternehmensweit selbst installieren. Dabei sei es egal, welche SAP-Komponenten nun genau im Einsatz seien – die Software werde sich automatisch auf den jeweils neusten Stand bringen.
Das eigentlich bestimmende Thema der Entwicklermesse ist aber die Walldorfer SOA-Strategie. Mehr als 42.500 NetWeaver-Systeme habe man bereits implementiert. Außerdem wurden laut Unternehmensangaben bis heute mehr als 2800 Enterprise Services und rund 1000 SOA-Roadmaps bereit gestellt.
SOA bzw. NetWeaver als Hypethema zu präsentieren, beweist allerdings eine gehörige Portion Chuzpe: Während sich die Branche die Köpfe wegen ausgelagerten Business-Anwendungen heiß redet, präsentierte die SAP den letzten Schrei von vor fünf Jahren. Die Vermutung drängt sich auf, dass die Walldorfer Bemühungen in Sachen On-Demand-Software, namentlich die ERP-as-a-Service-Lösung BusinessByDesign, in solchen Kalamitäten stecken, dass man das Thema lieber totschwieg. Apotheker jedenfalls bürstete Fragen danach beinahe barsch ab. Man liefere das On-Demand-Produkt “in einer kontrollierten Umgebung” an “gezielte Kunden” aus. Mehr gebe es da nicht zu sagen. Das Produkt selbst war nur einmal kurz als Fußnote in einem Slide seiner Keynote zu sehen.
Der Launch eines funktionierenden Produktes hört sich anders an. Als Reaktion auf das aktuelle Unvermögen, beim Thema Cloud Computing ein Wörtchen mitzureden, schweigt die SAP das Zeitgeist-Thema lautstark tot. Man wolle vielmehr über “zeitlose Software” reden, so der Co-CEO. Konzernsprecher kündigten gegenüber silicon.de an, zur Systems in der kommenden Woche in München das Thema SaaS und BusinessByDesign ausführlich erörtern zu wollen. Man habe das Thema in Berlin nicht ausführen wollen, weil es nicht in den Rahmen eines Entwicklerkongresses passe.
Um dieses Verhalten einordnen zu können sollte man sich vor Augen führen, dass der damalige SAP-Europachef für Großkunden, Ferri Abolhassan, und der SAP Deutschland Mittelstandschef Andreas Naunin zur CeBIT 2008 noch 1000 Neukunden für BusinessByDesign in nur einem Jahr versprachen. Wer so auf den Putz haut, muss sich auch an den eigenen Worten messen lassen. Vielleicht kann ja der neu formierte Arbeitskreis BusinessByDesign der Deutschsprachigen SAP Anwendergruppe (DSAG) bei der Problemlösung behilflich sein.
Dabei hat die SAP von Cloud-Aktivisten wie Salesforce.com offenbar durchaus gelernt: Das EcoHub ist im Prinzip eine Kopie der Appforce-Plattform von Salesforc.com – nur hat sich die SAP-Partnervereinigung statt On-Demand-Applikationen eben On-Promise-Anwendungen auf Basis von Netweaver zum Ziel gesetzt. “Salesforce ist uns in dem Bereich zugegebenermaßen einige Jahre voraus”, räumte ein Verantwortlicher bei SAP im Gespräch mit silicon.de ein.
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