Medientage: Konflikt zwischen Journalisten und Bloggern?
Prof. Dr. Marcel Machill vom Lehrstuhl für Journalistik II der Universität Leipzig erklärt in seiner Keynote, welchen unterschiedlichen Stellenwert Blogs und soziale Medien für die Meinungsbildung in Deutschland und in den USA haben.
Blogs und soziale Netzwerke stellen für den Journalismus und für die politische Kommunikation eine wertvolle Ergänzung dar – aber nur in den USA. Zu diesem Ergebnis gelangten die Teilnehmer eines Panels der Medientage München.
In Zukunft wird weniger die technische Entwicklung, sondern die Frage nach der Qualität und die nach der Medienkompetenz der Nutzer bedeutend sein. Welchen unterschiedlichen Stellenwert Blogs und soziale Medien für die Meinungsbildung in Deutschland und in den USA haben, erläuterte Prof. Dr. Marcel Machill vom Lehrstuhl für Journalistik II der Universität Leipzig in seiner Keynote. Während in den USA etwa Blogs wie The Huffington Post “eine große Breitenwirkung” entfachten, sei dies in Deutschland kaum der Fall.
Dieser Unterschied lasse sich auch beim Rechercheverhalten von Journalisten feststellen: “Deutsche Journalisten nutzen nur marginal Weblogs und Social Networks”, zitierte Machill aus einer seiner Studien. In den USA hingegen würden drei Viertel der Journalisten Blogs für ihre Arbeit nutzen. Machill stellte dar, wie virtuos der demokratische Kandidat Barack Obama und seine Anhänger bei den US-Präsidentenwahlen das Internet nutzen. Zugleich warnte Machill davor, “dass im Netz Relevanz technisch sehr einfach generiert” werden könne, denn “Suchmaschinen lieben Blogs”, erklärte der Journalistikprofessor.
Moderator Bernd Gäbler stimmte Machill zu: “Vieles in der Blogosphäre ist nur technisch erzeugte Relevanz”. Auch der Chefredakteur von Zeit Online, Wolfgang Blau, hält nichts von Tricks, um Bedeutung zu erlangen: “Wir machen keinen Nachrichtenlärm”, beschrieb Blau seine Strategie. Sein Medium lege mehr Wert auf hintergründige und aufwändige Berichte. Problematisch seien für ihn manche Nutzerkommentare auf seiner Website: “Da ist die Tonalität leider oft sehr unerfreulich”, so Blau, “da müssen wir noch bessere Dialogformen finden”.