Dies manifestiert sich in aggressivem Cybermobbing, wobei unter dem Schutzmantel der Anonymität Gerüchte verbreitet und Hasstiraden auf ungeliebte Menschen losgelassen werden. Die südkoreanische Regierung reagiert nun mit einem nach der Schauspielerin benannten Gesetz, das festschreibt, dass Postings nur mehr unter dem realen Namen geschrieben werden dürfen. Eine Internet-Sitten-Polizei soll darüber wachen.

Mit dem “Choi-Jin-Sil-Gesetz” soll ähnlichen Cyber-Attacken fortan Einhalt geboten werden. Kritiker sehen jedoch mehr als das reine Schutzbedürfnis der Bürger von virtuellen Lynchmobs. Vielmehr sei die Meinungsfreiheit in Gefahr, der Staat würde mit polizeilichen Überwachungsmaßnahmen versuchen, Kontrolle über die Diskussionen im Internet erhalten. Die Opposition wirft der Regierung vor, den tragischen Tod lediglich zu missbrauchen, um das eigene Ziel einer stärkeren Internetregulierung umsetzen zu können. Der Regierung gehe es in erster Linie darum, das Web als beliebte Plattform für regierungskritische Proteste zu kontrollieren.

Südkorea mauserte sich in den vergangenen Jahren zum bestverkabeltsten Land der Welt. Fast alle Haushalte haben Zugang zu einer schnellen Internet-Leitung, unter den Jüngeren unterhält nahezu jeder eine eigene Homepage. Abertausende Internet-Cafés übersäen das Land, überall sprießen junge, kreative Firmen im Netz, berichtet das Nachrichtenmagazin Spiegel. “Visionäre glaubten sich bereits im Zeitalter der Internet-Demokratie, in der offener Online-Diskurs für alle herrscht. Edle Netzbürger, die ‘netizens’, sollten diese Cyber-Gesellschaft beseelen, Transparenz schaffen und Wahrheit finden.” Der Umgang mit modernster Kommunikationstechnik macht aber noch lange keine moderne Gesellschaft. Die Südkoreaner lassen online die Sau raus. Kinder, Hausfrauen und Büromenschen verwandeln sich in Stalker, Gerüchteerfinder und Rufmörder. Aus dem demokratischen Internet wird ein Folterinstrument.

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Silicon-Redaktion

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