Wie die New York Times berichtet, sind unpräzise Pro-forma-Pressemitteilungen inzwischen Schnee von gestern. Vor allem bei den IT-Unternehmen im Silicon Valley wird die Kündigung über Blogs langsam salonfähig. Die unliebsamen Neuigkeiten gehen mitunter auch online, bevor die Angestellten auch nur ein Wort davon erfahren.
Der kalifornische Elektroauto-Hersteller Tesla Motors hat beispielsweise am 15. Oktober in einem Weblog bekanntgegeben, dass Stellen abgebaut werden, ohne alle Mitarbeiter vorher zu informieren. Er habe keine andere Wahl gehabt, als die Nachricht zu bloggen, verteidigt sich Firmenchef Elon Musk. “Wir mussten etwas sagen, um spekulativen Medienberichten vorzubeugen.” Zuvor hatte ein Klatschblog in Silicon Valley die Neuigkeit verbreitet und verschiedene Medien waren bereits darauf aufmerksam geworden. Technik-Plattformen verbreiten an der US-Westküste schnell und gerne semi-öffentliche Unternehmensinformationen. Nicht selten tragen auch Mitarbeiter dazu bei, die sich selbst in Blogs zu internen Geschehnissen äußern. Offenbar sehen sich daher auch immer mehr Chefetagen dazu gezwungen, ihre Firmenpolitik und Öffentlichkeitsarbeit in Weblogs zu verlagern. Damit wollen sie Negativ-Nachrichten vorbeugen und die Informationen besser unter Kontrolle halten.
Nach Meinung von PR-Experten ist es nur eine Frage der Zeit, bis diese Vorgehensweise sich von Silicon Valley auf alle Unternehmen – egal welcher Größe – in allen Branchen ausweitet. “Heute findet sich alles, was innerhalb eines Unternehmens gesagt wird, in irgendeinem Blog wieder”, meint Rusty Rueff, Ex-Personalchef bei den Konzernen Electronic Arts und Pepsi. Den Unternehmen bleibe die Wahl, entweder proaktiv vorzugehen oder jemand anderem die Story zu überlassen. Anders als traditionelle Firmen wurden viele der IT-Unternehmen auf der Grundlage gegründet, Transparenz schaffen zu wollen. Nun, da die Wirtschaft schwächelt und Probleme auftauchen, wollen diese Unternehmen offenbar auch im Fall von Entlassungen und unbequemen Neuigkeiten diesen Weg fortsetzen. Auch wenn bis dato viele Mitarbeiter von Blogpostings überrascht wurden, scheint doch die Auffassung vorzuherrschen, dass ein Online-Beitrag menschlicher wirkt als eine nüchterne klassische Pressemitteilung
Manche Unternehmensinhaber fürchten laut New York Times allerdings jetzt schon, dass die Mitarbeiter die Blogs und Web-2.0-Technologien auch gegen die Chefetage nutzen könnten. Denn eine Mitteilung im Unternehmensblog kann die Verantwortlichen nicht vor negativer PR auf anderen Plattformen schützen, wenn schlechte Nachrichten bekanntgegeben wurden. Grundsätzlich scheinen jene Firmen, die Stellenkürzungen per Blog verlauten lassen, bisher aber auf recht positive Reaktionen zu stoßen. So berichten einzelne Chefs davon, dass sie auf ihre Ankündigungen hin durchaus auch unterstützende Kommentare erhalten hätten und nicht die ganze Öffentlichkeit schlagartig gegen sich hatten.
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