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Weekware

Äußerst nützliche Begriffe entstehen auf diese Weise. Sie sagen einem etwa, ob man sich an dem so Bezeichneten das Knie stoßen kann (Hardware) oder nicht (Software).

Ursprünglich hieß “ware” ja bloß “Ware”. Als Endung aber hat es in der IT einen gewaltigen Bedeutungszuwachs erfahren. Schließlich handelt es sich bei Malware (wörtlich: Übelware) um kein Handelsgut, für das jemand bereit wäre Geld auszugeben. Im Gegenteil: Es wird viel Geld ausgegeben, um Malware außen vor zu halten.

Am besten übersetzt man “-ware” deshalb wohl mit dem unscharfen deutschen “-dings”. Es sind Wörter für die Praxis, die so gebildet werden, Arbeitsbegriffe im besten Wortsinn, die sich deswegen auch nicht für Pathos jedweder Art eignen. – Wäre doch schön, wenn man in anderen Bereichen auch so reden könnte.

Beispielsweise haben die USA diese Woche scheinbar den Wechsel gewählt – “Change!”. Das ist etwas Hehres. Allerdings ist es nicht das Dings, um das es sich wirklich gedreht hat. Der republikanische Kandidat propagierte schließlich auch jenen Change.

Ein Ergebnis der Wahl allerdings ist, dass die Gottlosen aller Länder künftig nicht täglich den Herrn anflehen müssen, er möge doch, einen Präsidenten John McCain nicht vor dem Ende seiner Amtszeit zu sich rufen. – Ja, eine Vizepräsidentin Sarah Palin hätte den Ungläubigen der Welt das Beten gelehrt. Um Prayware ging’s in den USA tatsächlich.

In Hessen ist derweil die Bildung der ersten von der Linkspartei tolerierte Landesregierung im Westen gescheitert. Vier SPD-Abgeordnete machten Gewissensgründe geltend und rekurrierten auf den ehemaligen zweiten deutschen Staat, der seinerzeit ziemlich missglückt war.

Es stimmt schon, jemandem, der in der DDR schikaniert worden wäre, wäre es nicht zuzumuten gewesen, für die eigenen Leute zu stimmen, wenn die Linksfraktion ebenso votiert. Und die Abgeordnete Dagmar Metzger hat schließlich schon einmal in Westberlin gewohnt, also ganz nahe an dieser DDR. Dr. Carmen Everts ist noch von PDS durch ihre gesamte Promotionsarbeit virtuell verfolgt worden. Und die beiden andern sind auch Opfer – irgendwie halt.

Aber es hat sich wohl weniger um eine Gewissenentscheidung gehandelt als um ein originär sozialdemokratisches Phänomen: Diese Partei ist Splitware. Regelmäßig spalten sich Gruppen ab, mal unter Mitnahme der politischen Inhalte und des Vorsitzen wie 1917 mit Hugo Haase und 2005 mit Oskar Lafontaine. Mal machen sich wie dieser Tage eher randständige Gestalten vom sozialdemokratischen Acker.

Und dann hat diese Woche noch Siemens seine Computerabteilung verkauft. Dabei handelt es sich allerdings um Ware im eigentlichen Wortsinn. Denn dazu gerät diesem Konzern mittlerweile fast alles, traditionsreiche Abteilungen (FSC) genauso wie die guten Sitten (AUB).

Die Bundesregierung hat “sehr zielgerichtete, sehr punktgenaue investitionsfördernde Maßnahmen” beschlossen: Fogware. Früher hätte man Derartiges schlicht als Konjunkturprogramm bezeichnet. Aber dieser semantisch sehr punktgenaue Begriff passt nicht ins Weltbild dieser Regierung.

Ansonsten waren noch die Managergehälter ein Thema. Der Commerzbank-Chef muss sich erst einmal mit 500.000 Euro pro Jahr begnügen, weil das Geldhaus staatliche Kapitalhilfe in Anspruch nehmen möchte. Und der Bahnvorstand will sich selbst bei einem wenig erfolgreichen Börsengang Boni in Höhe von vielen Lokführergehältern gönnen. Der etwas verschlafene zuständige Minister kritisiert das, worüber der Bahnvorstand wiederum laut lamentiert.

Jammern dringt von den Chefetagen des Landes nach draußen: Moanware. Prof. Hans-Werner Sinn sieht denn auch eine Parallele zwischen der Judenverfolgung und der Kritik an überhöhten Managerbezügen, wobei weniger die Geschichtslosigkeit dieses so genannten Popökonomen frappiert als die Maßlosigkeit seiner Vergleiche. Aber von einem Sprachrohr maßloser Leute kann man schließlich Mäßigung nicht erwarten.

Ach ja. Prayware, Split-, Fog- und Moanware – so gesehen, ist diese Woche eigentlich gar nicht viel passiert.

Silicon-Redaktion

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  • deutsche Sprak.....
    "Ja, eine Vizepräsidentin Sarah Palin hätte den Ungläubigen der Welt das Beten gelehrt."

    Au weia - Herr Killer! Das hätte ich von Ihnen nicht erwartet - oder meinten Sie etwa nur EINEN EINZIGEN Ungläubigen???

    MfG

    Frank Raudszus

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