Gedankensteuerung von PCs in der Praxis tauglich

Dazu erforderlich sind lediglich ein kommerziell erhältliches Spezial-Stirnband und ein Laptop mit geeigneten Algorithmen. Für einen breiten Einsatz gibt es allerdings Hindernisse. “Die Technologie ist eigentlich sehr einfach, doch die Kosten sind das größte Problem”, meint Gnanayutham.

“Ich habe mit Patienten mit traumatischen Gehirnverletzungen gearbeitet, die querschnittgelähmt, nicht sprechfähig und an Ernährungssonden angeschlossen waren”, sagt Gnanayutham. Dennoch habe er mithilfe existierender Technologie geschafft, dass diese Menschen einen Cursor bewegen und somit zumindest Ja-Nein-Fragen beantworten können. Dafür hat der Computerwissenschaftler ein Stirnband verwendet, das ähnlich einem EEG-Gerät Gehirnwellen sowie zusätzlich Signale von Muskel- und Augenbewegungen auffangen kann. “Das wichtigste ist dann die Cursor-Bewegung”, so Gnanayutham. Seine Algorithmen würden beispielsweise helfen, eine zielgerichtete Cursorbewegung etwas zu beschleunigen. Damit wird es für Anwender leichter, eine Menüauswahl zu treffen und so beispielsweise “Ja”, “Nein” oder “Danke” zu sagen oder eine Webseite anzusteuern.

“Die Steuerung mithilfe von Gesichtsmuskulatur oder Gehirnwellen zu erlernen, ist nicht leicht”, meint Gnanayutham. Der Aufwand kann sich aber lohnen, wie der Wissenschaftler anhand von realen Patienten feststellen konnte. Beispielsweise hat er acht Monate mit einem jungen Mann mit einer schweren Hirnstammverletzung gearbeitet. Außer der Mutter und einer Krankenschwester hatte das gesamte Umfeld diesen Patienten aufgegeben, da er auf keine Weise kommunizieren konnte – bis er anfing, Gnanayuthams Gedankensteuerungs-System zu nutzen. Durch Fälle wie diesen sieht der Computerwissenschaftler bestätigt, dass die Technologie die Umgebung von Laborexperimenten und klinische Studien verlassen sollte. “Ich habe sie praktisch und für jeden nutzbar gemacht”, ist er überzeugt.

Ein großes Hindernis für das System ist der Preis. Gnanayutham hat ein Cyberlink-Stirnband der Firma Brain Actuated Technologies genutzt, das gut 2.000 Dollar kostet. Allerdings ist der Wissenschaftler überzeugt, dass geeignete Sensoren zu einem Bruchteil dieser Kosten gefertigt und somit mehr Patienten zugänglich gemacht werden können. Er hofft auf Finanzierung, um seine Entwicklung, von der bislang nur ein Prototyp existiert, breiter verfügbar zu machen. Doch auch die veränderte Lage der Patienten ist Gnanayutham oft ein Problem. Darüber, dass sie sich Mitteilen können, seien Betreuungspersonal und Angehörige teils gar nicht erfreut. Denn dadurch, dass die Patienten Präferenzen, Wünsche und Einwände äußern können, wird die Betreuung aufwändiger.

Silicon-Redaktion

Recent Posts

Studie: Rund ein Drittel der APIs sind ungeschützt

Angriffe auf APIs und Webanwendungen sind zwischen Januar 2023 und Juni 2024 von knapp 14…

2 Tagen ago

Universitätsmedizin Essen setzt für E-Mail-Sicherheit auf NoSpamProxy

Mit täglich über 45.000 eingehenden E-Mails ist die IT-Abteilung des Klinikums durch Anhänge und raffinierte…

2 Tagen ago

Bau-Spezialist Schöck: Migration von SAP ECC ERP auf S/4HANA

Bau- und Fertigungsspezialist investiert in die S/4HANA-Migration und geht mit RISE WITH SAP in die…

4 Tagen ago

Pure Storage: Cloud, KI und Energieeffizienz

Trends 2025: Rasante Entwicklungen bei Automatisierung, KI und in vielen anderen Bereichen lassen Unternehmen nicht…

5 Tagen ago

GenKI verbessert Datenmanagement und Angebotsgenauigkeit

DHL Supply Chain nutzt generative KI-Anwendungen für Datenbereinigung und präzisere Beantwortung von Angebotsanforderungen (RFQ).

6 Tagen ago

Rolls-Royce Power Systems nutzt industrielle KI aus der IFS Cloud​

Marke mtu will globale Serviceabläufe optimieren und strategische Ziele hinsichtlich Effizienz, Nachhaltigkeit und Wachstum unterstützen.

6 Tagen ago