Internetsucht ist eine Krankheit
Internetsucht ist genauso wie andere Suchterkrankungen auch eine klinische Funktionsstörung und nicht bloß eine schlechte Angewohnheit. Diese Definition von Onlinesucht stellen Pekinger Psychologen in einem aktuell präsentierten Diagnostischen Handbuch zur Internetsucht (IAD) auf.
“Die Wissenschaft definiert einen Onlinesüchtigen als jemanden, der 35 Stunden pro Woche oder mehr im Internet verbringt”, erläutert Farke. In der Praxis sehe dies allerdings anders aus. “Aus meiner Erfahrung weiß ich, dass das soziale Umfeld in diesem Zusammenhang ausschlaggebend ist”, schildert Farke. In der Regel könne man dann von einer Onlinesucht sprechen, wenn der Betroffene beispielsweise seine sozialen Kontakte vernachlässige und in weiterer Folge auch verliere. “Dies ist dann der Fall, wenn derjenige das Internet nicht in sein Leben integriert, sondern sein Leben dem Internetkonsum anpasst”, erläutert Farke. Laut der Onlinesucht-Expertin seien zur Zeit an die zwei Millionen Menschen in Deutschland von diesem Problem betroffen, Tendenz steigend.
Laut Suchtexperten hat China auf dem Gebiet der Internetsucht größere Probleme als die westlichen Länder. Einem Bericht des Ständigen Ausschusses des Nationalen Volkskongresses zufolge sind mittlerweile rund zehn Prozent der 40 Millionen minderjährigen Internetnutzer Chinas süchtig nach dem Medium. “Ich bin aber der Ansicht, dass IAD eine heilbare Krankheit ist”, meint der chinesische Suchtexperte Tao. Seit 2005 habe das Militär-Krankenhaus Bejing, in dem er arbeitet, über 3000 Onlinesüchtige behandelt.
“Bis zu 80 Prozent von ihnen haben es geschafft, sich nach drei bis sechs Monaten Behandlung von der Krankheit zu befreien”, schildert Tao. Die Behandlung sei dabei ähnlich zu der anderer Suchtkrankheiten. Die Patienten werden mit anschließender psychologischer Beratung vom Internet abgegrenzt und ergänzend durch Gruppenaktivitäten für die reale Welt sozialisiert.