Infineon verordnet Lohn-Nullrunde
Die Angestellten des Münchner Herstellers profitieren nicht von der Lohnerhöhung, die die IG Metall und die Arbeitgeber ausgehandelt haben. Um nicht mehr Lohn zahlen zu müssen, hat Infineon den Arbeitgeberverband verlassen.
Die IG Metall hatte mit den Arbeitgebern der Metall- und Elektroindustrie vereinbart, dass die Tarifentgelte zum 1. Februar 2009 um 2,1 Prozent und frühestens zum 1. Mai um weitere 2,1 Prozent steigen. Zudem erhalten die Beschäftigten für die Monate November, Dezember und Januar eine Einmalzahlung von 510 Euro. Der neue Tarifvertrag läuft bis zum April 2010.
Kurz nachdem dies bekannt wurde, teilte Infineon mit, aus dem Arbeitgeberverband der Bayerischen Metall- und Elektroindustrie auszutreten. In der gegenwärtig angespannten Marktsituation habe der Vorstand beschlossen, im laufenden Geschäftsjahr (Ende September 2009) keine Gehaltserhöhungen für Tarifmitarbeiter vorzunehmen.
“Wir haben uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht, sehen jedoch im Blick auf den von uns angestrebten wirtschaftlichen Erfolg unseres Unternehmens keine Alternative”, sagte Finanzvorstand Marco Schröter.
Ziel des Austritts sei “eine Flexibilisierung der Gehaltsanpassungen bezogen auf die Zyklizität des Halbleitermarktes.” In wirtschaftlich erfolgreichen Zeiten seien nun überdurchschnittliche Gehaltsanpassungen möglich, in schwierigen Situationen könne ein teilweiser oder gänzlicher Verzicht auf Gehaltssteigerungen umgesetzt werden.
Werner Neugebauer, Chef der IG Metall Bayern, kritisierte den Schritt. “Infineon ist durch eine beispiellose Kette von Managementfehlern in die Krise geführt worden. Ausbaden sollen dieses Versagen des Managements jetzt zum wiederholten Mal die Beschäftigten. Das zeigt, wessen Geistes Kind das Management bei Infineon ist”, sagte Neugebauer der Nachrichtenagentur Reuters.
Infineon beschäftigt in Deutschland derzeit noch 10.000 Mitarbeiter, 6000 davon zu tariflichen Konditionen. Der krisengeschüttelte Hersteller peilt bis 2010 eine operative Rendite von zehn Prozent an.