Deutscher Mittelstand erobert sich Electronic Banking
Die Banken entdecken den deutschen Mittelstand. Verfahren per SEPA – einer einheitlichen Regel für digitales Banking im Euro-Raum – sollen bald nicht mehr nur den großen Konzernen offen stehen. Auch die kleineren Firmen wollen von den Vereinfachungen und Kostensenkungen im Zahlungsverkehr profitieren. Dieses Bedürfnis soll beantwortet werden.
SEPA (Single Euro Payments Area) ist ein einheitlicher Euro-Zahlungsverkehrsraum, in dem alle Zahlungen wie inländische Zahlungen behandelt werden. Mit SEPA wird nicht mehr zwischen nationalen und grenzüberschreitenden Zahlungen unterschieden. SEPA betrifft seit dem 1. Januar 2008 jedes Kreditinstitut, jedes Wirtschaftsunternehmen und jeden Verbraucher.
Anbeißen können die Mittelständler aber erst jetzt. Kleinere, rein national aktive Unternehmen genießen bald neue Services der Banken auf Basis von SEPA. So wollen 84 Prozent der Institute in Zukunft die Verwaltung von Lastschrift-Mandaten für Zahlungsempfänger anbieten. Dies ergab die Studie ‘Electronic Banking 2008’ des Beratungs- und Softwarehauses PPI AG in Zusammenarbeit mit ibi research.
Mehr als die Hälfte der befragten Institute will auch die Vorankündigung von Lastschriften beim Schuldner für ihre Kunden übernehmen. Vier von zehn Banken wollen es zudem den Unternehmen ermöglichen, den Einreichungszeitpunkt von Lastschriften zu steuern. Die neuen Dienstleistungen sollen dabei den Banken keine Zusatzerträge einbringen, sondern als Serviceleistungen vorrangig die Stellung der Institute im hart umkämpften Markt stärken.
Etwas überraschend ist, dass nur jede vierte Bank die SEPA B2B-Lastschrift für den Einzug von Forderungen zwischen Unternehmen anbieten will. Offensichtlich wird für diese bisher ungewohnte Form der Zahlungsabwicklung keine hohe Akzeptanz bei den Unternehmen erwartet, so die Einschätzung der Studienautoren.
Weitere interessante Potenziale für Zusatzdienstleistungen auf Basis der SEPA-Zahlungsverfahren ergeben sich in den Bereichen elektronische Rechnungsstellung und Electronic- beziehungsweise Mobile Payment. Zwar planen aktuell nur 42 Prozent der Institute Angebote im Bereich der Rechnungserstellung und nur zwei von zehn arbeiten an E- oder M-Payment-Verfahren. Auf EU-Ebene befassen sich jedoch derzeit Expertenkommissionen mit der Frage, wie in diesen Bereichen europaweit vereinbare Lösungen auf Basis der SEPA-Zahlungsverfahren geschaffen werden können. Es ist damit zu rechnen, dass weitere Institute Angebote für Firmenkunden entwickeln werden, wenn es hier konkrete Vorschläge gibt.