Gelbe Seiten vom Aussterben bedroht

Die Gelbe-Seiten-Verlage sind vom Aussterben bedroht. In den vergangenen Jahren wanderten immer mehr Menschen von den traditionellen Branchenverzeichnissen ins Internet ab, um Telefonnummern und Adressen von Firmen nachzuschlagen.

Zwar verlagerten auch die Herausgeber der Gelben Seiten und anderer Telefonbüchern ihre Angebote ins Netz, doch der Zulauf blieb dort bis heute verhältnismäßig gering. Mit der Wirtschaftskrise im Nacken stehen die angeschlagenen Branchenindex-Verleger nun am Rande der Existenz, berichtet das Wall Street Journal. Die Werbegelder, vor allem von kleineren Unternehmen, die vorwiegend in den Verzeichnissen gelistet sind, bleiben zunehmend aus, weil es den Betrieben an Finanzkraft fehlt.

Im kommenden Jahr werden die Werbespendings sowohl im Print als auch im Web auf den Gelben Seiten voraussichtlich um 6,3 Prozent zurückgehen, prognostiziert Wachovia-Analyst John Janedis. Innerhalb der kommenden vier Jahre sollen die Werbeausgaben im Printbereich der Branche sogar um 39 Prozent fallen. Hierzulande gibt sich die Branche dennoch optimistisch. “Die wirtschaftlich schwierige Zeit sehen wir als Chance für die Gelben Seiten, denn diese sind als Kundenbringer für Unternehmen nun wichtiger denn je”, sagt Barbara Hackl, Pressesprecherin von Herold Business Data. Natürlich habe das Internet weitreichende Auswirkungen, es biete aber auch Chancen für KMUs.

Die Verleger von Gelben Seiten haben sich in den vergangenen Jahren sehr darum bemüht, sich mit Webangeboten wieder ins Spiel zu bringen und mit digitalen Anzeigen Geld zu verdienen. “Unternehmen, die bei uns online publizieren, können auch Videos, Diashows und ähnliches einsetzen. Darüber hinaus bieten wir den Firmen auch Gestaltung und Hosting von Webseiten an”, sagt Hackl. Trotzdem blieben die Online-Umsätze der meisten Gelbe-Seiten-Verlage laut WSJ-Bericht bis heute mäßig und wachsen nicht schnell genug, um die Rückgänge im Print auszugleichen.

Analysten sehen die Branche auch mit einem Widerspruch konfrontiert. Einerseits sind die Gelben Seiten gezwungen, sich im Netz aufzustellen und sowohl Print- als auch Online-Anzeigen zu verkaufen. Andererseits bringt die Werbung im Internet meist nur ein Drittel des Printpreises ein. Daher gilt es für die Sales-Teams oft zunächst das gedruckte Werk zu verkaufen und erst infolge die digitalen Produkte dazu anzubieten.

Bei Herold vertraut man auf einen “außergewöhnlich hohen Return on Investment”. In vielen Branchen generiere ein investierter Werbeeuro mehr als 70 Euro Umsatz, so Hackl. “Diese Zahlen lassen uns optimistisch in die Zukunft schauen. Wir sind überzeugt, dass die Gelben Seiten in Zeiten, in denen sich die Unternehmer genau überlegen, wo sie ihr Werbebudget investieren, ausgesprochen gute Chancen haben.”

In den USA haben einzelne Verleger inzwischen Anzeigenverkaufs-Kooperationen mit Internetgrößen wie Google geschlossen, um ihr Fortbestehen zu sichern. Den kleinen Unternehmen nütze die Präsenz auf Google oft mehr als die Listung in einem Branchenverzeichnis, argumentiert der US-Verlag White Directory Publishers. Da die betroffenen Firmen aber meist nicht über die dazu nötige Expertise und Zeit verfügten, eigene Webseiten zu erstellen oder Suchanzeigen zu kaufen, übernehme nun der Verlag diese Aufgabe.