Very british: Unterrichtsfach ‘Klingeltöne’

Um die entsprechende Unterweisung direkt an den Schulen durchführen zu können, hat Phonepay Plus, ein britisches Aufsichtsorgan für die Mobilfunkbranche, ein eigenes Unterrichtskonzept ausgearbeitet, das sich einfach in den bereits bestehenden Lehrplan für Informations- und Kommunikationstechnologien eingliedern lässt. Hintergrund des Engagements ist ein bedenklicher Anstieg von Beschwerden aus der Bevölkerung im Mobilfunksektor im vergangenen Jahr. Die Mehrheit davon betraf Bedenken bezüglich irreführender Kostenangaben. Diese seien oft viel zu gut in den allgemeinen Geschäftsbedingungen der Klingelton-Anbieter versteckt, kritisiert die Branchenaufsicht.

“Bei der enormen Tarifvielfalt, die wir am Mobilfunkmarkt haben, ist die Gefahr, in eine Kostenfalle zu tappen, auch in Deutschland sehr groß. Vor allem im Bereich der bei jüngeren Handy-Nutzern stark gefragten Klingelton-Downloads versuchen Anbieter oft bewusst mit der Unsicherheit der Verbraucher zu spielen”, erklärt Jörn Wolter, Pressesprecher von handytarife.de. Am häufigsten verbreitet sei die sogenannte “Abo-Falle”. “Oft will jemand nur einen einzelnen Klingelton herunterladen und muss dann feststellen, dass er sich zu einem längerfristigen Abo verpflichtet hat. Solche Aktionen können einen dann schnell sehr viel Geld kosten”, schildert Wolter. Gerade jüngere Menschen würden in einigen Fällen geradezu über den Tisch gezogen.

“Die Unterrichtseinheiten werden die Kinder sicherlich nicht davon abhalten könne, weiter Klingeltöne herunterzuladen. Wir haben aber die Hoffnung, dass sie dadurch zumindest das Kleingedruckte aufmerksamer durchlesen und so vielleicht nicht mehr Opfer von Kostenfallen werden”, zitiert die BBC einen Phonepay-Plus-Sprecher. Um das Bewusstsein der jüngeren Handy-Nutzer in dieser Hinsicht zu stärken, habe das Aufsichtsorgan rund 4300 Mittelschulen in England und Wales dazu gedrängt, entsprechende Aufklärungseinheiten im Unterricht durchzuführen. “Wir wollen damit generell bei den Kindern das Bewusstsein dafür schärfen, welche Möglichkeiten es im Bereich der Handy-Bezahldienste gibt. So wollen wir etwa die 13- bis 18-Jährigen dazu ermutigen, selbst einen Business-Plan für die von ihnen in Anspruch genommenen Dienste zu erarbeiten”, heißt es von der Branchenaufsicht.

Dass es in Großbritannien künftig eigene Unterrichtseinheiten zum Thema an den Schulen geben soll, hält handytarife-Sprecher Wolter durchaus für sinnvoll. “Ich finde diese Initiative vom Grundsatz her auf alle Fälle unterstützungswürdig. Eine generelle Sensibilisierung für derartige Probleme halte ich auch in Deutschland für angebracht”, meint Wolter. Eine Aufklärung im Unterricht alleine werde das Problem aber sicherlich nicht lösen können. “Mindestens genauso wichtig ist, dass die Eltern-Generation in Kontakt mit ihren Kindern bleibt, was die technische Weiterentwicklung betrifft. Auf diese Weise könnten die jüngeren Nutzer auftretende Probleme und Unklarheiten bereits im Vorfeld mit ihren Eltern besprechen”, rät Wolter.

Silicon-Redaktion

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