Reuters kehrt Second Life den Rücken

Nun kehrt Eric Krangel, so der SL-Name des Reporters, der Online-Welt den Rücken und untermauert damit die Gewissheit, dass der Medienhype um Second Life endgültig vorbei ist. Die virtuelle Welt muss zwar nicht um ihren Fortbestand fürchten, doch vor allem die geschäftliche Nutzung von SL scheint sich letztlich nicht erfolgreich durchzusetzen, berichtet der Guardian in seinem Technologie-Blog. Laut dem Reuters-Redakteur, dessen realer Name unbekannt ist, müsse man sich von der Idee verabschieden, dass Second Life eine Business-Applikation sei.

Krangel kritisiert die Vielzahl an technischen Problemen, die ihm bei seiner Arbeit in SL untergekommen sind und sagt: “Second Life ist als Spielplatz tolerabel, aber Unternehmen sollten es nicht und werden es nicht für ihre Geschäfte nutzen.” Second Life solle sich auf seine Kernmission beschränken und Hobbynutzern bei der Stange halten sowie die Hardcore-Nutzergemeinde ausbauen. “Obgleich Reuters immer sehr schnell über Neuigkeiten rund um Linden Lab, die Second Life Entwicklung und Markenauftritte in Second Life berichtet hat, so war es nie ein Medium, das direkt den Bezug zum SL-User gesucht hat”, sagt Silvio Remus vom deutschen Second-Life-Portal SLinside. Reuters hätte nach Meinung von Remus vielleicht mehr über Projekte, Events und Entwicklungen aus der Community selbst berichten sollen. “Denn einige Markenartikler haben ebenfalls festgestellt, dass sich Kampagnen nicht einfach eins zu eins in SL umsetzen lassen”, ergänzt der Second-Life-Kenner.

Second Life wird natürlich auch ohne Reuters weiterhin in dem Medien auftauchen. Dafür sorgen allein schon Geschichten wie jene über eine Britin, die sich aufgrund einer virtuellen Seitensprungs ihre Mannes von ihm scheiden ließ. Allerdings fehlt es der virtuellen Welt inzwischen deutlich an dem Glamour und der Aufregung, von der Second Life zu Beginn umgeben war. Die Nutzer – vorwiegend die privaten – kommen trotzdem in die virtuelle Welt, die mittlerweile eben nicht mehr derart im Rampenlicht der Medien steht. “Im dritten Quartal diese Jahres ist Second Life weiter gewachsen. Die Zahl der Stunden, die die Nutzer in SL verbrachten, stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 45 Prozent”, erklärt Remus auf Nachfrage. Die deutsche Community sei nach Nutzerzahlen die zweitgrößte.

Silicon-Redaktion

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  • SL ist sowas von uninteressant
    Ich weiß immer noch nicht, was Leute an einer Simulation ohne Sinneswahrnehmung interessant finden. Ich spiele Computer- und vor allem Rollenspiele seit meiner Jugend und kenne so ziemlich jede Online-Community.
    Natürlich habe ich auch SL ausprobiert. Da rennen lauter Clowns und halbnackte Avatare herum, es gibt richtige Hardcorebereich, wo man "virtuellen Sex" betreiben kann - wenn man das Drücken auf Knöpfe mit Sex in Verbindung bringen kann. Vor allem "virtuelles BDSM" in Forum von Herren und Sklaven wird auf solchen Plattformen gern betrieben. Ich unterhielt mich mal mit einer Frau, die gerade auf ihren "Herrn" wartete. Sie zeigte mir diverse "Sklavinnengesten", auf die sie besonders stolz war. Seit Monaten "lief es zwischen den beiden" dort. Als ich sie fragte, ob sie jemals diese Neigung real ausgelebt habe und die körperlichen Empfindungen dabei kenne, meinte sie erstaunt: "Nein, natürlich nicht."

    Andere Leute stehen stundenlang auf virtuellen Tanzflächen und "tanzen". Wieder andere stehen an Theken und "trinken". Der Großteil irrt jedoch nur ziellos umher, und das ist auch gerade das Problem. Im Unterschied zu Spielen gibt es keinerlei Ziele oder Aufgaben. Es ist völlig sinnlos, irgendetwas dort zu tun, außer man kann wirklich virtuellem Sex, Tanzen oder Trinken etwas abgewinnen. Aber eine derartige "Entsinnlichung" ist meines Erachtens krankhaft.

    Wie Menschen auf das Ansprechen nahezu aller Sinne verzichten können und mit einem Bildschirm, einer Maus und Tastatur zufrieden sein können, ist mir ein Rätsel. Aber vielleicht sind das gerade die Menschen, die eh seit Jahren allein daheim hocken.

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