Buzzword-Transfer
Der Schwabe bezeichnet derartiges als “Läddag’schwätz”, der Franke als G’schmarrre – ausgesprochen mit mindestens drei “r”. Und dem Norddeutschen fällt dazu sicherlich ein Kompositum auf “-schiet” ein. – In der IT nennt man es euphemistisch “Buzzwords”.
Ein kluger Satz zur nach jedem PISA grassierenden Ranking-Hysterie. Bemerkenswert ist dies insoweit, als dass kluge Sätze aus den Reihen der bayerischen Staatsregierung ansonsten nicht bekannt sind. Möglicherweise trägt hier schon die zwangsweise Einführung des Mehrparteiensystems im Freistaat erste Früchte.
In der Bundespolitik wiederum wird wohl die Länderkammer des Parlaments heute das neue BKA-Gesetz inklusive Online-Durchsuchung vorerst einmal verhindern. Innenminister Wolfgang Schäuble möchte deshalb, dass Beschlüsse des Bundesrats künftig auch mit nur einfacher Mehrheit gefasst werden können, damit das herauskommt, was er gerne hätte.
Er will quasi ein bedarfsgerechtes Verfassungsrecht, das heißt: eines, das seinem Bedarf gerecht wird, also ein GGoD (Grundgesetz on Demand). Schade eigentlich, dass dieser Mann nicht schon Mitglied im Kabinett Schröder war. Der Altbundeskanzler schätzt ja Männer doch sehr, die in verfassungsrechtlichen Dingen eher hemdsärmelig sind. “Lupenreine Demokraten” nennt er die gerne.
Und dann wird diese Woche noch über den IT-Gipfel von vor ein paar Tagen berichtet. “Das Megathema auf dem Gipfel ist das Internet der Zukunft”, zitiert die Computer Zeitung Bundesforschungsministerin Annette Schavan. Und ihr Kollege Michael Glos, ein Mann, der nicht unbedingt den Eindruck erweckt, er könne die Festplatte eines PCs auswechseln, er findet, man müsse junge Menschen noch mehr für die IT begeistern.
Zu solch tiefschürfenden Erkenntnissen sind deutsche Politiker fähig. Da wäre es doch angezeigt, den Hype-Begriff “Cloud Computing” künftig für Events wie diese IT-Gipfel zu reservieren. Dann bräuchte man ihn nicht dauernd im Zusammenhang von so rationalen Angelegenheiten wie dem verteilten Rechnen lesen.