Buzzword-Transfer
Der Schwabe bezeichnet derartiges als “Läddag’schwätz”, der Franke als G’schmarrre – ausgesprochen mit mindestens drei “r”. Und dem Norddeutschen fällt dazu sicherlich ein Kompositum auf “-schiet” ein. – In der IT nennt man es euphemistisch “Buzzwords”.
Immer neue Opfer der Finanzkrise tauchen derweil auf und barmen um Stütze, Adolf Merckle etwa, laut Forbes der fünfreichste Mann Deutschlands. VW-Aktien hat er verkauft, solche, die er nicht hatte. Schrecklich, wer da alles geschädigt worden ist – durch windige Spekulationsgeschäfte, und seien es die eigenen.
Oder Qimonda, das Unternehmen, das von der Konzernmutter Infineon ausgegliedert wurde, weil der das DRAM-Geschäft zu riskant war. Infineon ihrerseits wiederum wurde zuvor von Siemens aus dem gleichen Grund ausgegliedert.
Allerdings hat Siemens seinerzeit mit Infineon ein gutes Geschäft gemacht. Damals gab’s halt noch viele Kleinaktionäre, die genügend viel Geld und genügend wenig Ahnung vom Chip-Markt hatten. Bei Qimonda hingegen muss man sich heute gute Gründe einfallen lassen, um Geld vom Staat zu erhalten. Da kommt die Finanzkrise gerade recht.
Von “Mitnahme-Effekten” sprechen Menschen, die schlecht darüber denken. Das ist allerdings ein äußerst hässliches Wort. CaaS (Crisis as a Service) klänge doch sehr viel gefälliger.
Merkel, Merckle, Schäuble, Ihr könnt sie alle haben, die Buzzwords aus der IT. Für Euren Angelegenheiten leisten sie Euch sicherlich gute Dienste. Das wär’ doch was!
Und wir, die wir uns mit der Computerei befassen, wir reden künftig nur noch über very long instruction words, buffer overflows, Cache-Kohärenz und Gleitkomma-Operationen. Das sind Begriffe, die Ihr nicht gebrauchen könnt, weil sie nicht fürs Läddag’schwätz taugen.