Das hatte sich SAP anders vorgestellt. Als das Unternehmen vor einigen Monaten die Erhöhung der Wartungsgebühren zum 1. Januar 2009 verkündete, konnte es dies noch im Bewusstsein tun, unangefochten zu sein. SAP ist ein Branchenschwergewicht. Das heißt auch: hat ein Anwender erst einmal eine SAP-Infrastruktur, wird er diese auch schwer wieder los.
Unter diesen Bedingungen müsste es ein leichtes sein, seine Interessen durchzusetzen, so das das Kalkül in Walldorf. Dann kam die Finanzkrise. Und was SAP trifft, das trifft auch die SAP-Anwender. Äußerten die Anwender im Sommer noch höflich “Bedenken”, greifen sie jetzt zu schärferen Mitteln.
So haben etwa 100 mittelständische Unternehmen vereinbart, gemeinsam gegen die Erhöhung der Wartungsgebühren vorzugehen. Darunter sind Firmen wie Jenoptik, Miele und Villeroy & Boch. “Wenn jemand seine Marktmacht ausnutzt, muss man sich dagegen wehren”, sagte ein Miele-Sprecher der Nachrichtenagentur dpa-AFX.
“Es geht nicht nur um den Prozentsatz”, betonte Michael Kranz, IT-Chef von Krones. Es gehe auch um die Art und Weise, mit der die Erhöhung kommuniziert worden sei. Bislang habe man mit SAP immer reden können. “Jetzt stellen die sich stur.” Krones habe daraus die Konsequenzen gezogen: “Die Wartungsverträge sind zum 31. Dezember gekündigt.”
Wie ein Sprecher der Initiative sagte, blieb ein Brief an die SAP-Vorstände Henning Kagermann und Léo Apotheker bislang ohne Antwort. “Die reden einfach nicht mit uns.” Die IT-Manager seien jedoch durchaus in der Lage, Alternativen zu SAP zu finden. Die Initiative sei jedoch für Gespräche mit SAP offen.
Ein SAP-Sprecher verteidigte die Änderung des Preismodells. “Wir passen uns nur dem branchenüblichen Niveau an.” Der Gebührensatz sei zehn Jahre unverändert geblieben. Zudem bekämen die Kunden nun mehr Service – darunter bis zu neun Jahre Service für die Software und die Wartung von Fremdsystemen.
Mit der Wortmeldung der Mittelständler erhöht sich der Druck auf SAP. Erst kürzlich hatte die deutschsprachige SAP-Anwendergruppe (DSAG) ihre Kritik bekräftigt. Die mit dem Enterprise Support verbundene Preiserhöhung treffe viele Unternehmen zur Unzeit, hieß es.
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Mittelstand rebelliert gegen SAP
guten Tag,
ich betreibe die Neutrale Softwareauswahl-Beratung und stellte auch 2008 bei einem ERP-Auswahlprojekt erneut fest, dass SAP auf einem sehr hohen Ross sitzt.
So wurde die Anfrage erst gar nicht beantwortet.
Selbst auf telefonische Nachfrage kam keine Reaktion.
Von Kunden erfuhr ich gar, dass sie auf der Messe einfach stehen gelassen wurden.
Viele Entscheider wissen leider nicht, dass es Alternativen zu SAP gibt, oder verfügen nicht über eigenes know-how zur sicheren Softwareauswahl aufgrund eigener Anforderungen.
mit freundlichem Gruss
Nikolaus Kühl
Mittelstandsberatung Kühl
Meine Miele-Staubsauger
Skandal! Die böse SAP erhöht doch glatt nach 10 Jahren die Preise. Beim Lesen des Beitrags musste ich an meinen ersten Staubsaugerkauf im Jahr 1997 denken. Die Beraterin im Geschäft sagte "Kaufen Sie sich einen Miele, die kosten zwar ein paar Mark mehr, sind dafür aber gut und langlebig". 329 DM war damals ein stolzer Preis, doch mit der Langlebigkeit sollte sie recht behalten.
Nachdem das Gerät im letzten Sommer nach über 10 Jahren den Dienst versagt hatte, kaufte ich mir einen neuen, wiederum von Miele.
Doch diesmal kostete der Staubsauger (technisch leicht verbessert) 279 EURO (also rund 550 DM).
Was sagt uns das? Sowohl SAP als auch Miele sind in ihren Bereichen etwas besser und daher auch etwas teurer als andere Anbieter. Und beide können sich der Marktpreisentwicklung nicht entziehen, da auch die Einstandspreise für Rohstoffe und Personal steigen.
Äpfel und Birnen
@Nikolaus: dass sich Preise für Produkte erhöhen (müssen), ist ja nichts Neues und hat auch seine Gründe. Hier geht es aber um die Wartungskosten, die als Prozentsatz auf den Produktpreis jährlich automatisch entrichtet werden und so einen sicheren Umsatzanteil darstellen. Wenn man für den Staubsauger einen Wartungsvertrag lt. SAP abgeschlossen hätte, sähe das wie folgt aus:
1997: 329 DM, Wartung (17%)= 55.93 DM/Jahr
2008: 279 EUR, Wartung (22%)= 61.38 EUR/Jahr (120 DM)
Preissteigerung = 67%
Wartungssteigerung = 215%
Wie sonst schaffen gute IT-Unternehmen einen Gewinn von 20%-30%??? Ein produzierender Betrieb schafft soetwas nicht (oder selten)!
Software und Autos
@Gast: Mit Verlaub, aber das sehe ich ganz anders. Wenn ich 1997 Software für 329 DM gekauft und dafür einen Wartungsverrag mit 17% abgeschlossen habe, dann habe ich jährlich - wie von Ihnen berechnet - 55,93 DM für die Wartung bezahlt. Für diese 55,93 DM werden aber nicht nur alle Mängel beseitigt (auch nach der Gewährleistungszeit), sondern ich erhalte auch KOSTENLOS die jeweils neuste Version der Software. Ich muss mir daher 2008 gar keine neue Software kaufen. Der Hersteller der Software muss jedoch jährlich höhere Kosten für meine Betreuung tragen, das Personal will mehr verdienen, die Büros müssen mit teurerem Öl beheizt werden etc. Wo ist bei der Preiserhöhung das Problem, das gibt es doch überall? Auch ich will gerne jährlich eine durchsetzen, das nennt sich dann Gehaltsverhandlung. SAP hat fast 10 Jahre keine "Gehaltsverhandlung" mit seinen Kunden geführt - sehr zu deren Vorteil.
Gast, Sie bringen Ihr Auto doch sicher auch in die Werkstatt zum regelmäßigen Service. Das Auto ist noch nach Jahren dasselbe, es wird sogar immer weniger wert, aber dennoch steigt der Preis für den Check jedes Jahr.
Das Software-Wartungsmodell würde - aufs Auto übertragen - bedeuten, dass mir der Opel-Händler nach drei Jahren sagt "wir haben da ein neues Modell mit einem stärkeren Motor und geringerem Benzinverbrauch - Sie dürfen es als Servicekunde kostenlos mitnehmen." Das wäre doch klasse!
Zum Gewinn: wie in jeder Branche gibt es auch im IT-Umfeld Unternehmen mit höherer und solche mit geringerer Marge - sowie einige mit Verlusten. Summa summarum ist die IT-Branche nicht profitabler als viele andere. Wenn es anders wäre, würden die Aktien von IT-Unternehmen ins Uferlose steigen und Porsche würde Software herstellen. Wie in anderen Branchen ist auch in der IT eine höhere Marge Indiz für gute Leistung und marktgerechte Produkte. Denn gerade im geschäftlichen Umfeld kauft der Kunde ja das, was seinen Wünschen am besten entspricht.