Datenskandal: 21 Millionen Kontonummern geklaut
Bankverbindungen von 21 Millionen Bundesbürgern befinden sich auf dem Schwarzmarkt für persönliche Daten im Umlauf. Nach einem Bericht der Wirtschaftswoche müsse damit gerechnet werden, dass bei drei von vier deutschen Haushalten unberechtigt Geld von ihrem Konto abgebucht wird.
In den letzten Monaten häuften sich die Datendiebstähle. Erst im Oktober wurde der Datenskandal der Deutschen Telekom aufgedeckt. Mitarbeiter des “Spiegel”-Magazins hatten berichtet, dass sie bei einem Mainzer Jungunternehmer Einsicht in Datensätze von über 17 Millionen T-Mobile-Kunden nehmen konnten, die ganz offenbar aus den Rechenzentren der Telekom-Tochter stammten.
Im vergangenen August wurde der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein eine CD mit persönlichen Daten von 17.000 Bundesbürgern zugespielt. Kurze Zeit später seien dem Bundesverband der Verbraucherzentralen, in einem Scheingeschäft, sechs Millionen Datensätze angeboten worden.
Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble hatte Anfang September auf dem Krisengipfel zum illegalen Datenhandel schärfere Gesetze für die Weitergabe von persönlichen Daten angekündigt. Die Linkspartei-Abgeordnete Petra Pau kritisierte nun den Bundesinnen-minister, der für Ende November einen entsprechenden Gesetzesentwurf der Bundesregierung versprochen hatte. “Inzwischen ist Dezember. Der aktuelle Missbrauch von Kontodaten zeigt: Dieser politische Winterschlaf könnte Millionen Bürgerinnen und Bürger teuer zu stehen kommen”, sagte Pau.
Der Hightech-Verband Bitkom hat auch ein entschiedeneres Vorgehen gegen Datendiebe gefordert. “Wer sensible Kundendaten unterschlägt und verhökert, schadet Millionen Verbrauchern und dem Ruf der ganzen Wirtschaft”, betonte Bitkom-Präsident Prof. Dr. August-Wilhelm Scheer. “Verstöße gegen den Datenschutz sind kein Kavaliersdelikt”, so Scheer. Neben schärferen Gesetzen komme es vor allem auf einen hohen Verfolgungsdruck an. Der Bitkom befürwortet eine bessere Ausstattung der Datenschutzbeauftragten von Bund und Ländern. “Im Übrigen kommt es nicht allein auf höhere Strafen im Gesetz an, sondern darauf, dass die Strafen in der Praxis durchgesetzt werden”, so Scheer.
“Staat und Wirtschaft müssen gemeinsam verhindern, dass schwarze Schafe das Vertrauen der Bürger in die Informationsgesellschaft zerstören”, erklärte Scheer. Bei einer Gesetzesänderung gehe es vor allem darum, Transparenz zu schaffen.