Schmiergeldaffäre: Siemens zahlt eine Milliarde Euro Geldbuße
Wenigstens ist es vorbei. Zumindest vorerst. Siemens AG hat mitgeteilt, dass die Verfahren wegen des Vorwurfs der Bestechung von Amtsträgern zeitgleich in München und Washington beendet wurden. Dafür musste der Konzern – wie in den vergangenen Tagen bereits gemutmaßt – Geldbußen in Höhe von rund 1 Milliarde Euro entrichten. Die Ermittlungsverfahren gegen den ehemalige Chef Heinrich von Pierer, seine früheren Vorstandskollegen sowie “andere Einzelpersonen” gehen jedoch weiter.
“Siemens schließt ein schmerzliches Kapitel in seiner Geschichte. In Deutschland und in den USA ist der Korruptionsfall damit für Siemens abgeschlossen. Der heutige Tag beendet zwei beispiellose Jahre in der Aufarbeitung einer extrem schwierigen Situation für das Unternehmen”, sagte Gerhard Cromme, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Siemens AG.
Auch Peter Löscher, Vorsitzender des Vorstands von Siemens, zeigte sich reumütig: “Wir bedauern, was in der Vergangenheit vorgefallen ist. Aber wir haben daraus gelernt und entsprechende Maßnahmen ergriffen.”
Löschers Vor-Vorgänger, der langjährige Chef Heinrich von Pierer, ist dagegen alles andere als aus dem Schneider. Wie die “Die Welt” berichtet, wurden er und seine ehemaligen Vorstandskollegen in den Untersuchungsberichten der US-Behörden schwer belastet. Sie sollen über Jahre hinweg nicht ausreichend gegen die Schmiergeldzahlungen vorgegangen sein – wiewohl sie bereits seit Oktober 2001 über fragwürdige Konten und Bestechungen informiert gewesen seien. Zudem habe Pierer im Jahr 2004 Kenntnis von einem Schmiergeldfall in Italien erhalten.
Pierer hat nach Angaben der Welt die Anschuldigungen über seinen Anwalt zurückweisen lassen. Er habe die gegen ihn erhobenen Vorwürfe bereits ausgeräumt, seine Angaben seien aber nicht an SEC und Justizministerium weitergegeben worden. Klar ist, dass die heutige Siemens-Führungsriege den Ex-Chef als Schuldigen ansieht. Entsprechend kämen auf Pierer umfangreiche Entschädigungszahlungen zu.
Neben Pierer stehen Finanzchef Heinz-Joachim Neubürger und Klaus Kleinfeld – von Pierers Nachfolger an der Konzernspitze – in der Schusslinie der US-Justiz. Das interne Kontrollsystem habe die Leitung über die illegalen Vorgänge in Kenntnis gesetzt, diese hätten jedoch nicht reagiert, heißt es in der Anklage. Kleinfeld und Neubürger betonen jedoch nach wie vor ihre Unschuld.