Arbeitsrecht: Schwere Vorwürfe gegen PC-Industrie

Nach einer Studie der Nichtregierungsorganisationen WEED (Weltwirtschaft, Ökologie und Entwicklung) und SACOM (Students and Scholars against Corporate Misbehaviour) herrschen bei den Zulieferern katastrophale Arbeitsbedingungen.

In den untersuchten Zulieferunternehmen Compeq Technology (Zulieferer von Dell und Lenovo) und Excelsior Electronics (Zulieferer von Fujitsu Siemens Computers) sei es zu massiven Verstößen gegen nationale Gesetze, die Konventionen der Internationalen Arbeitsorganisation und die Verhaltenskodizes der Unternehmen gekommen. “Die Arbeiter stehen unter einem enormen Stress. Grund dafür sind nicht nur erzwungene Überstunden, sondern auch das harsche Fabrikregime. Bei Compeq gibt es sogar Regeln darüber, wie man sich im Unternehmen zu bewegen hat und wie die Haare getragen werden müssen”, sagte Charles Ho von SACOM.

Die Markenunternehmen hätten im Vorfeld der Veröffentlichung die Möglichkeit erhalten, sich zu den Vorwürfen zu äußern. “Das Verhalten der Uternehmen ist beschämend. In der Regel wurde versucht, die wirtschaftlichen Beziehungen zu den untersuchten Unternehmen zu verschleiern und die Probleme kleinzureden. Keines der Markenunternehmen hat bislang konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Bedingungen angekündigt”, so Sarah Bormann von WEED.

WEED und SACOM forderten die Markenunternehmen auf, Verantwortung für ihre Zulieferkette zu übernehmen. Die Markenhersteller beeinflussten durch Preisdruck und knapp kalkulierte Lieferfristen unmittelbar die Arbeitsbedingungen. “Die Flexibilitätspuffer der Branche sind die Beschäftigten. Dies zeigt sich aktuell an den Auswirkungen der Finanzkrise, von der auch die chinesische Exportindustrie betroffen ist. Auch bei Excelsior und Compeq kam es zu Entlassungen von Wanderarbeitern”, betonte Jenny Chan von SACOM.

Um den Druck auf die Markenunternehmen zu erhöhen, hat WEED die Kampagne ‘ProcureITfair’ ins Leben gerufen. In deren Rahmen setzt sich die Organisation dafür ein, dass soziale Kriterien bei IT-Ausschreibungen öffentlicher Einrichtungen berücksichtigt werden.

“Öffentliche Einrichtungen sind ein wichtiger Großkunde für die Computerfirmen. Statt weiterhin nach dem Motto ‘Geiz ist geil’ einzukaufen, sollten sie in Ausschreibungen soziale Kriterien zu verbindlichen Vorgaben machen. Mit sozial verantwortlicher Beschaffungspolitik können Universitäten und Gemeinden einen Beitrag für bessere Arbeitsbedingungen in der Computerbranche leisten”, sagte Florian Butollo von WEED. Die Studie ‘The Dark Side of Cyberspace’ steht zum kostenlosen Download im Netz.

Silicon-Redaktion

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