Interview mit einem Profi-Blogger
Michael Hülskötter erstellt für namhafte Hersteller der IT-Branche Blogeinträge. Außerdem ist er Autor des ‘IT-techBLOG.de’, des ‘software-dev-blog.de’ sowie des ‘blog.familien-dsl.de’. Dabei kommt ihm auch zugute, dass bei Facebook und Twitter hochgradig vernetzt ist.
silicon.de: Macht sich das Phänomen Blog inzwischen auch in der Öffentlichkeitsarbeit der Unternehmen bemerkbar?
Hülskötter: Unbedingt. Wir sehen bei den Unternehmen enormes Interesse. Auch bei den Agenturen. Die sind über eine solche Dienstleistung, wie wir sie anbieten, froh, weil sie sie selbst oft nicht leisten können. Man kann natürlich ein WordPress-System aufsetzen, aber den meisten geht dann einfach inhaltlich die Puste aus. Schließlich muss man so etwas auch redaktionell betreuen. Man muss dazu auch in der Blogosphäre einigermaßen bekannt sein – und vor allem vernetzt. Das sind alles Dinge, die reißt man nicht aus dem Stehgreif. Man muss auch eine journalistische Ausbildung haben. Wenn man sich zum Teil Beiträge anschaut, merkt man häufig, dass sie von Menschen stammen, die noch nie geschrieben haben . Denen hat man gesagt ‘komm, jetzt blog mal was’. Das macht dann nur begrenzt Sinn.
silicon.de: Glauben sie, dass diese Form der Kommunikation auch für den öffentlichen Sektor sinnvoll wäre?
Hülskötter: Auf jeden Fall. Ein gutes Beispiel ist muenchen.de. Eine sehr gut gehende Webseite, obwohl hier wenig mit Social-Media-Anbindung gemacht wird. Das ist für den öffentlichen Sektor sicherlich sehr interessant. Vor allem dann, wenn man das Thema Bürgerjournalismus voranbringen will. Denn das ist Bürgerjournalismus im Wortsinn. So kommt man an die Bürger ran – und die können sich auf diese Weise engagieren. Das funktioniert allerdings in Deutschland nicht so gut wie anderswo. Vielleicht auch, weil hierzulande die Voraussetzungen fehlen.
silicon.de: Würde es für jemanden wie Edmund Stoiber – nur um ein Beispiel zu nennen – Sinn machen, einen eigenen Blog zu haben?
Hülskötter: Das kommt drauf an. Wenn er ehrlich ist und authentisch, könnte es funktionieren. Barak Obama hat es vorgemacht. Er hat unter anderem deshalb die Wahl gewonnen, weil er hier seinem Konkurrenten um Meilen voraus war. Er hat sich ein komplette Webseite aufbauen lassen und dabei sehr stark auf Social Media gebaut. Wenn es bei Barak Obama funktioniert, warum dann nicht auch bei anderen?
silicon.de: Kann so eine Kampagne auch nach hinten losgehen?
Hülskötter: Man kann viel falsch machen, aber man kann auch vieles richtig machen. Daher ist immer unser erster Hinweis: Glaubwürdigkeit und Neutralität. Sobald für den Leser klar wird, dass es sich um eine reine Werbeveranstaltung handelt, ist der Blog eigentlich schon durch. Und natürlich braucht man ein Konzept. Es reicht nicht, einfach jemanden vor die Kamera zu setzen. Außerdem muss man auch den Mut haben, diese ganzen sozialen Tools wie Facebook oder Youtube zu nutzen.