“Da diese Betriebe in der Vergangenheit gut Geld verdient haben und mit Ständen auf Messen oder in direktem Kontakt mit den Kunden standen, galt das Internet lange Zeit als unnötiger Zusatz. In Zeiten der Wirtschaftskrise und größerer Konkurrenz überlebt jedoch nur der, der es versteht, sich global zu vernetzen. Das Budget, das lange als Triebfeder bei der Vermarktung galt, spielt eine eher untergeordnete Rolle”, sagt Markus Hübner, Webexperte und Geschäftsführer der Agentur Brandflow.

Zu einem ähnlichen Schluss gelangt eine aktuelle Erhebung des E-Commerce-Centers Handel, bei der 2660 Mittelständler zum elektronischen Geschäftsverkehr befragt wurden. Die Experten kommen bei der Auswertung der Daten zu dem Ergebnis, dass das Potenzial vieler Internetoptionen bisher nur ansatzweise ausgeschöpft wird. “Viele KMU aus dem Handwerk verspürten lange Zeit keinen Konkurrenzdruck. Dies könnte eine Ursache dafür sein, dass man häufig selbst bei den von den Kunden als selbstverständlich geforderten Dingen wie Webseiten noch immer hinterherhinkt”, so Hübner. Diese Sicht bestätigt sich auch in der Erhebung. Zwar wird das Web weiter überwiegend als Informations- und Kommunikationsmedium und zum Online-Banking genutzt, aufwändigere Anwendungen gewinnen jedoch mehr und mehr an Bedeutung.

“Trotz des großen Nachholbedarfs bei mittelständischen Unternehmen sind sich viele bereits über die eigenen Defizite bewusst. Das ist zumindest ein positiver Anfang”, erläutert Hübner. Weil das Web eine Voraussetzung für den Geschäftserfolg ist, nutzen zumindest 93,9 Prozent der vom E-Commerce-Center Handel interviewten Mittelständler das Internet gelegentlich zur Beschaffung, 89,9 Prozent zum Datenaustausch sowie 71 Prozent für den Kundenservice. Ein großes Manko ist jedoch der Online-Verkauf von Waren oder Dienstleistungen. Derzeit bietet nur jeder zweite Betrieb seine Services auch virtuell an. An elektronischen Ausschreibungen beteiligt sich nur etwa ein Drittel. Die Vorteile des Mobile Business nutzen bislang nur 50 Prozent der befragten Klein- und Mittelbetriebe. Die Nutzung des World Wide Webs unterliegt jedoch deutlichen branchenspezifischen Einflüssen.

Während Industrie- und Handwerksunternehmen das Internet sehr selektiv einsetzen, nutzen sowohl der Handel als auch die befragten Dienstleistungsunternehmen dieses bis auf wenige Ausnahmen deutlich intensiver. “Vor allem selbst kleinere Betriebe in der Tourismusbranche haben die Zeichen der Zeit erkannt und implementieren Web-2.0-Applikationen. Erst wenn man das Feedback der Kunden ernst nimmt und auf die Marke überträgt, kann man im harten Wettbewerb bestehen. Große Konzerne sind im Gegensatz zu kleineren Betrieben in dieser Hinsicht weitaus schwerfälliger. Das ist durchaus ein Vorteil für die KMUs”, merkt Hübner an. Das Untersuchungsfazit besagt zwar, dass die Internetnutzung im Vergleich zu 2005 deutliche Steigerungen bei den KMU aufweist. Gegenüber 2007 lässt sich aber kaum eine Veränderung ablesen.

Silicon-Redaktion

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