Stilfragen

Zu den eigenwilligsten Begriffen, mit denen man es in der Arbeitswelt zu tun bekommt, gehört “Führungsstil”.

Immer auf dem Laufenden sein muss der DB-Überwacher bei den aktuellen Modetrends, auch bei den sprachlichen. Um ein “Screening” habe es sich gehandelt, keinesfalls um eine Rasterfahndung. Das ist schließlich sehr viel gefälliger.

Wer den Mehdorn-Stil pflegt, zeigt Standesbewusstsein und Verantwortung. Er weiß allerdings auch genau, wann er Letztere ablegen und –schieben muss: “Das hat damals die Innenrevision gemacht”, hieß es vergangene Woche zum Datenabgleich. Ausgezeichnet harmonieren damit Sätze wie: “Der Vorstand kümmert sich ja auch nicht um die Bestellung von Briefkuverts.” – Das hat doch Art, Konzernherrenart!

Der Überwacher in DB-Manier liebt die Extravaganz und hebt sich von der grauen Masse – auch auf der Chefetage – ab. Mehdorns vergangene Woche präsentierte Kritik an Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee ist provokant und sprengt alle Konventionen: “Er hat damit nichts zu tun und braucht sich da auch nicht einzubringen.” Ja, so reden Krethi und Plethi nicht über die obersten Repräsentanten ihres Arbeitgebers, selbst Wiedeking nicht über Piech.

Der Mehdorn-Typ liebt grelle Farben. Pastelltöne sind im zuwider. Und begeht er einen Fauxpas, so war’s allenfalls ein Zuviel des Guten: “Aus heutiger Sicht waren wir hier übereifrig, und es gab eine falsch
verstandene Gründlichkeit”, mag die Stil-Ikone lediglich einräumen.

Da ist er wieder der trendige Retro-Look. Mehdorn wird ihn wohl künftig in geschmackvoller Kombination mit legerer Freizeitkleidung tragen, stilvollendet, wie’s seine Art ist.