Zu den eigenwilligsten Begriffen, mit denen man es in der Arbeitswelt zu tun bekommt, gehört “Führungsstil”. Nicht immer ist das so direkt gemeint wie auf jobware.de – laut Eigeneinschätzung: der Stellenbörse für “erstklassige Bewerber”, wo es heißt: “Das Hemd pastellfarben oder noch besser weiß, die Krawatte dazu nicht zu schreiend ausgewählt, und fertig ist der Business-Mann.”
Aber stets wird der Umgang mit Abhängigen als eine Art persönliches, modisches Accessoire dargestellt. Benimm wird so von einer Frage der guten Kinderstube zur Geschmackssache. Der Chef muss sich entscheiden – aber nicht nur für einen Führungsstil. Immer mehr Manager müssen jetzt auch ihren eigenen “Überwachungsstil” wählen. Aus drei aktuellen Trends können sie sich etwas Passendes aussuchen.
Deutsche Telekom: Bespitzlung mit Schwiegersohn-Charme
Stilbildend für den jungen Managertyp – möglichst noch unter 60 – könnte das Vorbild von René Obermann wirken. Die jugendlich erscheinende Führungspersönlichkeit gibt sich gerne zeitgeistig und trägt dazu möglichst dick Nachdenklichkeit auf.
Leicht gerötete, ins Magenta spielende Wangen während der obligatorischen Talkrunden im Fernsehen unterstreichen die Ausstrahlung des modernen Chefs im Obermann-Style. Dazu passt ein dezenter Hauch von Zerknirschtheit, den die Überwachungspersönlichkeit im Telekom-Look zeigt – wenn sie mal wieder erwischt worden ist.
Diese mit Offenherzigkeit kokettierende Mode ist auf den Laufstegen in Bonn und Berlin in dieser Saison absolut angesagt. Allerdings ist sie nur eingeschränkt tragbar. Denn ein Muss für den Obermann-Typ bildet ein äußerst exotisch anmutendes verbales Accessoire, das Wort “Entschuldigung”, das auf der mehr klassisch geprägten Chefetage als degoutant gilt.
Die junge Überwachungspersönlichkeit trägt keine Konfektionsware, wie überhaupt die ganze Richtung nur sehr bedingt massentauglich ist. Das Top-Model René entschuldigte sich denn auch bei den 55 Aufsichtsräten und Journalisten, die sein Haus bespitzeln ließ, persönlich am Telefon. Das ist für die Aura unerlässlich. Bei den 17 Millionen Mobilfunkkunden, deren Daten bei einem “Erotikunternehmer” landeten, war hingegen nur ein “Sorry” von der Stange möglich.
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