silicon.de: Wie schlägt sich das in Ihrem Geschäftsalltag nieder?
Morales: Vor ein paar Jahren mussten wir noch viel mit den Interessenten reden, sie überzeugen, warum wir Business Intelligence mit Open Source machen. Das gibt’s heute einfach nicht mehr. Die Unternehmen gehen an Open Source heran wie an traditionelle proprietäre Software: Entsprechen die Funktionen meinen Anforderungen; wie lässt sich das Programm integrieren; wie viel kostet es letztlich samt Support? Das Ergebnis: Wir erleben ein phänomenales Wachstum. Es gibt keine Barrieren mehr für Open Source.
silicon.de: Gerade zum Punkt Integration gibt es die meisten Bedenken.
Morales: Woher kommt das Problem? Es sind die Closed-Source-Anwendungen mit ihren proprietären Schnittstellen. Die Anwender erfahren jetzt, wie wichtig es ist, dass es wirklich offene und gut dokumentierte Schnittstellen gibt. Da sehen einige sehr verbreitete Anwendungen nicht gut aus, während auf der Open-Source-Seite ein Gesetz gilt: Standards, Standards, Standards! Und zwar offene.
silicon.de: Was Standards sind, pflegen aber die Großen unter den IT-Anbietern zu diktieren.
Morales: Die Hälfte der Jaspersoft-Installationen läuft auf Windows, ein Drittel arbeitet mit MS-SQL-Server zusammen. Auch Microsoft muss mit uns zusammenarbeiten; die Kunden verlangen es. Es gibt einen Unterschied zwischen den Sprüchen einiger Leute an der Microsoft-Spitze und der Alltagspraxis der Microsoft-Mitarbeiter an der Kundenfront. Die Ansprüche der Anwender haben die Verhältnisse umgekehrt: Wenn Microsoft und andere Größen, auch im Bereich der Systemintegratoren, ins Geschäft kommen wollen, müssen sie für die Integration von Open-Source-Produkten offen sein. Deswegen betont Microsoft jetzt neue Offenheit und Interoperabilität.
silicon.de: Wie dürfte sich die Open-Source-Welt in diesem Jahr entwickeln?
Morales: 2009 könnte unser Jahr werden. Wir sind überzeugt, dass die Wirtschaftskrise Open-Source-Lösungen befördern wird. Es gibt keinen Zweifel an unseren Preisvorteil schon bei der Anschaffung. Wir sind auch in Sachen langfristiger Costs-of-Ownership preisgünstiger als unsere Closed-Source-Wettbewerber. Daher wird der finanzielle Druck auf den Anwenderunternehmen Open Source mehr Verbreitung verschaffen. Und sie brauchen neue, bessere Technologie.
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