silicon.de: Was Sie da ansprechen ist ja auch ein gewichtiges Argument der Gegner von Softwarepatenten, sehen sie die Gefahr einer Verzerrung oder Bevorteilung von großen Unternehmen?

Reiners: Das ist eher nur eine theoretische Frage. Ich glaube, erst wenn eine gewisse Größe erreicht ist, sind Unternehmen in der Lage, ein Patent zu beantragen.

silicon.de: Anders gefragt. Was wäre wenn Sie diese 30.000 Euro nicht gehabt hätten, aber beispielsweise Google die Mittel für das Patent aufgebracht hätte.

Reiners: Das wäre für uns überhaupt kein Problem gewesen, denn da gibt es eine außerordentlich kostengünstige Lösung: Wir hätten einfach unsere Erkenntnisse gut dokumentiert beim Notar hinterlegt und damit hätten wir diese Technologie für alle Zeiten nutzen können. Ganz egal, ob jemand später ein Patent darauf anmeldet.

silicon.de: Wäre das auch eine Möglichkeit, ein Patent anzufechten?

Reiners: Anfechten geht in diesem Fall nicht, denn es geht ja bei einem Patent immer um eine Veröffentlichung.

silicon.de: Sie sind also mit den Status quo derzeit zufrieden?

Reiners: Ohne diese Lizenz, wären wir schon sehr unglücklich. Unsere Bedenken gehen eher in die Richtung der Unternehmen, von denen ich glaube, dass sie keine Lizenz erworben haben, aber in meinen Augen eine bräuchten, auch Unternehme, die auch größer sind als wir. Das ist eigentlich das was mich ärgert und verunsichert. Denn wir versuchen ja, alles richtig zu machen und dadurch nicht angreifbar zu sein. Dazu gehört eben auch, zum Inhaber eines Patents zu gehen, und dieses zu bezahlen. Wenn andere das nicht tun und die Technologie nutzen, ohne dafür aufzukommen, dann ist das für uns, die wir dafür Geld ausgeben, ein Wettbewerbsnachteil. Deswegen sehe ich auch hier wieder den Gesetzgeber gefordert.

silicon.de: Herr Reiners, wir danken für das Gespräch.

Page: 1 2 3

Silicon-Redaktion

View Comments

  • Patentrecht für Software bringt nichts
    Patentrecht für Software schützt nur triviale Nebenleistungen im Entwicklungsprozess. Das ganze System ist überflüssig, ökonomisch schädlich und ungerecht. Dass sich Lizenznehmer von Trivialpatenten auch noch für Patentpropaganda hergeben müssen, ist traurig. Und dann dieser Unsinn, dass er so tut, als ob eigene Patente defensive Wirkungen entfalten könnten. Das ist nicht der Fall. "Patentverteidigung" heisst Mitbewerber zu verklagen oder anzugehen.

Recent Posts

Sofortzahlungen im Wandel: Sicherheit und KI als treibende Kräfte

Echtzeitüberweisungen erfüllen die Erwartungen der Nutzer an Geschwindigkeit, sind jedoch anfällig für spezifische Sicherheits- und…

1 Woche ago

Blockaden und Risiken bei APM-Projekten vermeiden

Application Portfolio Management (APM) verspricht Transparenz, mehr IT-Leistung und Effizienz – theoretisch.

2 Wochen ago

BSI-Bericht: Sicherheitslage im Cyberraum bleibt angespannt

Im Berichtszeitraum Mitte 2023 bis Mitte 2024 wurden täglich durchschnittlich 309.000 neue Schadprogramm-Varianten bekannt.

2 Wochen ago

KI-Hype in der Cybersicherheit – oder besser doch nicht?

KI kommt in der Cybersicherheit zum Einsatz, etwa um Abweichungen im Netzwerkverkehr zu identifizieren. Ist…

2 Wochen ago

Netzwerksegementierung schützt vor Angriffen über die OT

Ungepatchte und veraltetete Maschinen-Software ist ein beliebtes Einfallstor für Hacker, warnt Nils Ullmann von Zscaler…

2 Wochen ago

KI-Bluff bei AIOps erkennen

Die Auswahl einer Lösung sollte anhand von echten Leistungsindikatoren erfolgen, um echte KI von Behauptungen…

2 Wochen ago