Software: “Führen Sie härtere Verhandlungen!”
Für eine Software-Lizenz bezahlt ein Unternehmen Geld wie es auch für einen Lastwagen oder Druckerpapier Geld bezahlt. Damit hören die Gemeinsamkeiten jedoch auch schon auf. Denn anders als bei einem Laster darf der Käufer nicht ohne Einwilligung des Herstellers seine Software oder Teile daraus wieder verkaufen.
So kommt auch das Marktforschungsinstitut Forrester Research zu dem Ergebnis, dass kein Vermögenswert so ungewöhnlichen und belastenden Beschränkungen wie Unternehmenssoftware lieg. “Softwareanbieter sehen ihre Produkte als zu schützendes geistiges Eigentum, stellen Wartungs- und Fehlerbeseitigungsarbeiten am fertigen Produkt in Rechnung und üben eine strenge Kontrolle über ihre bedienten Vertriebskanälen aus”, heißt es dazu von Forrester.
Alternative Beschaffungsmöglichkeiten wie zum Beispiel der wachsende Handel mit Gebraucht-Software treiben nun die Liberalisierung des Software-Marktes voran, so Forrester. So werde zudem auch die Position der Unternehmen gegenüber den Herstellern gestärkt. Anwender sollten daher verstärkt auf den eigenen Rechten als Kunde bestehen. “Führen Sie härtere Verhandlungen”, lautet das Fazit der Marktbeobachter.
“Überprüfen Sie vorhandene Optionen zur Nutzung von Gebrauchtsoftware, um damit zusätzliche Einsparungen zu heben.” Jeder Lizenznehmer sollte das Recht für sich beanspruchen, erworbene Software sofort und direkt innerhalb eines Sekundärmarktes weiter zu veräußern, fordert Forrester weiter.
In der durch die wissenschaftliche Einrichtung EHI Retail Institute beauftragten Studie hat Forrester Consulting die aktuelle Lage des Marktes für Gebraucht-Software untersucht. Klare Kritik findet hierbei insbesondere das restriktive Verhalten der Software-Hersteller. “Von allen Vermögenswerten, die ein Unternehmen erwirbt, unterliegt Geschäftssoftware den ungewöhnlichsten und belastenden Beschränkungen”, so das klare Urteil der Studie. Die Hersteller wendeten eine Vielzahl an Strategien an, um die Kundenrechte weitest möglich zu beschneiden.
Eine im Rahmen der Studie durchgeführte Befragung von Software-Einkäufern förderte zahlreiche Beispiele für das restriktive Verhalten der Software-Hersteller zutage. Ein Kunde wurde nach der Migration in eine neue Open Source-Infrastruktur durch den Software-Anbieter zum Abschluss eines neuen, kostenintensiven Wartungsvertrages über drei Jahre gedrängt. Einem anderen Unternehmen, das nach einer Ausgliederung verschiedener Unternehmensbereiche die bestehenden Verträge neu aufsetzen wollte, drohte der Software-Anbieter mit einer Erhöhung der Preise, sollte der Kunde die Anzahl von Lizenznutzern reduzieren.
Forrester stellt zudem fest, dass Softwarelieferanten ein derart monopolistisches Verhalten wohl vor allem aufgrund ihrer Stellung als Exklusivanbieter ihrer jeweiligen Unternehmenssoftwareprodukte zeigen.