Macht Business Intelligence noch Sinn?
Hat Business Intelligence (BI) als eigenständige Anwendung eine Zukunft? Der Chef der Business-Sparte von Microsoft Stephen Elop jedenfalls erklärte kürzlich BI im bisherigen Sinn für “bald tot”. silicon.de befragte dazu den Deutschland-Chef des BI-Spezialisten SAS, Wolf Lichtenstein.
Laut Elop wird BI mehr und mehr ein fester Bestandteil von Unternehmenssoftware. Zudem sei aus dieser Richtung nur mehr wenig Innovatives zu erwarten. Elop führte das auch als Grund für das Aus des PerformancePoint Servers an.
silicon.de: Hallo Herr Lichtenstein, das war ja eine heftige Attacke durch Microsoft. Prinzipiell gefragt: Was halten Sie von der Aussage?
Lichtenstein: Nichts, da denkt Herr Elop meiner Meinung nach zu kurz. Gerade in der Krise sind Unternehmen gut beraten, in BI zu investieren – so tot kann BI also nicht sein. Das sehen übrigens auch Analystenhäuser wie Gartner und IDC so. BI ist ja viel mehr als nur Reporting. Es geht um die integrierte Unternehmenssteuerung, um Analyse und Prognose, also um Analytics. Hier findet Innovation statt, und hier wird echter Mehrwert für Unternehmen geschaffen.
Wolf Lichtenstein, Geschäftsführer SAS Institute GmbH
silicon.de: Tatsache ist aber, dass Basis-Reporting etc. immer mehr von den BI-Tools in Komplettsysteme übergeht. Wie reagieren Sie bei SAS darauf?
Lichtenstein: Gelassen. In unserem SAS Business Analytics Framework ist schon alles enthalten, was der Wettbewerb gerade fieberhaft versucht, aus eigenem und zugekauftem Portfolio in Komplettsysteme zu integrieren. Die Unternehmen sind in ihren Anforderungen schon einige Schritte weiter – und wir mit unserem Angebot auch. Sie setzen Basis-Reporting voraus. Die Firmen fragen heute nach Steuerungs-, Analyse- und Prognosefunktionen genauso wie nach Datenintegration und Fach- und Branchenlösungen. Und all das soll in einem hoch integrierten, aber modularen Rahmen je nach Bedarf zu kombinieren sein.
silicon.de: Sie präsentieren sich dabei gerne als Spezialist für “Analytics” – doof gefragt: Was ist eigentlich der konkrete Unterschied zwischen Analytics und BI?
Lichtenstein: Also, Business Analytics sind wesentlich umfassender als es Business Intelligence im klassischen Sinn sein kann. Denn Business Analytics bieten Kunden den eigentlichen Mehrwert von BI: die integrierte Unternehmenssteuerung. BI beschreibt, wenn man so will, den Markt, in dem sich das alles abspielt. Business Analytics sind ihr Portfolio. Technologisch gesehen sind die tragenden Säulen von Business Analytics die Analyse- und Prognosefunktionen. Analytics wird übrigens von Analysten wie IDC derzeit stark in den Markt getragen. Dennoch sehen wir uns als Analytics-Trendsetter im BI-Markt.