IBM verschmäht Sun

Hintergrund ist nach Angaben aus Kreisen, die mit den Verhandlungen vertraut sind, eine Reduzierung des Preises. Zunächst wollte IBM rund sieben Milliarden Dollar für den Server-Rivalen Sun ausgeben. Das entsprach einem großzügig bemessenen Aktienpreis von 9,55 Dollar je Aktie.

Am Freitag hatte IBM dieses Angebot auf 9,40 Dollar je Aktie gesenkt. Diesen Weg wollte Sun den Angaben zufolge nicht mitgehen. Die IBM-Anwälte hatten offenbar bei ihrer Due Diligence einige Haare in der Suppe gefunden. Mehr als 100 von ihnen sollen mit den Sun-Büchern und Geschäftsbeziehungen beschäftigt gewesen sein – auf ihre Bedenken gründete sich das reduzierte Angebot.

Anfällig ist bei einer solchen Übernahme – neben offensichtlichen Dingen wie den Quartalszahlen und dem Marktausblick – immer auch die Frage, inwieweit Geschäftspartnerschaften des Kaufobjektes den eigenen Interessen des Käufers entsprechen. Auch die Frage der Patente wird bei Due Diligence geprüft. Produktgruppen und die Struktur des Objekts werden ebenso unter die Lupe genommen. Die Antwort auf die Frage, was letztendlich den Ausschlag gab, liegt aber im Dunkeln.

Allerdings suggerierten vorherige Berichte aus New York, dass die Verhandlungen bereits weit fortgeschritten gewesen. Nur habe Sun bestimmte, nicht genannte Garantien verlangt. Diese soll IBM als schwierig empfunden haben. Ferner ist die Rede davon, es sei beim Verhandeln und Scheitern viel „Testosteron“ im Spiel gewesen.

Die ersten Informationen aus unternehmensnahen Kreisen zu einer Übernahme sind drei Wochen alt. Jetzt, nach dem kolportierten Scheitern der Gespräche ist die Frage groß, wie es mit Sun weitergeht. Der unabhängige Hersteller von Linux-basierten, kostengünstigen Servern, Java und Solaris sowie Serversystemen und Software könnte als Übernahmekandidat an Attraktivität verloren haben. Zumindest dürfte die Höhe des ersten Kaufangebots wohl nicht mehr erreicht werden.

Eine mögliche Zukunft als weiterhin eigenständige Firma könnte durch die gescheiterten Gespräche aber ebenfalls stark beeinflusst werden. Die New York Times spekuliert über eine mögliche Annäherung an Hewlett-Packard (HP) oder Cisco. Beide Konzerne haben sich als sehr kauffreudig erwiesen und wurden an der Wall Street bereits länger als mögliche Kaufinteressenten für Firmen wie Sun genannt.

Silicon-Redaktion

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