Hartmut Mehdorn – eine überfällige Würdigung

Das haben schon die diversen marktorientierten Politiker erledigt. Und außerdem ist das nix Gutes. – Menschen, die gerne mit dem Zug reisen, mochten die alte Staatsbahn lieber.

Also was richtig Gutes: Hartmut Mehdorn ist ein Mensch, der sehr behutsam mit seiner Muttersprache umgeht. Wirklich!

Wenn irgendwelche Ehrgeizlinge beispielsweise erklären, sie stünden für ein Amt zur Verfügung, dann lügen sie. In Wahrheit nämlich stehen sie dann meist gar nicht, sondern trippeln aufgeregt. Keinesfalls aber möchten sie, dass über sie verfügt wird (passiv), sondern sie wollen dieses Amt, um über andere zu verfügen (aktiv).

Hartmut Mehdorn hingegen prägte den Satz: “Für einen Rücktritt stehe ich nicht zur Verfügung.” Das stellt nicht nur ein syntaktisch äußerst innovatives Konstrukt dar. Sondern ist auch das Schönste, wozu man seine Muttersprache gebrauchen kann: um etwas zu sagen, was man ehrlich meint.

Der Verein Deutsche Sprache hat Mehdorn kürzlich zum “Sprachpanscher des Jahres” gewählt, weil die Bahn verbal mit Anglizismen wie “service point”, “ticket counter” und “db-lounge” hantiert. – Ja, das ist hässlich, aber in modernen, marktorientierten Unternehmen heutzutage wohl unvermeidlich.

Persönlich hingegen unterscheidet Mehdorn sehr fein zwischen Deutsch und Englisch. “Da sind auch Worte wie ‘Rasterfahndung’ gefallen”, empörte er sich heuer etwa, als es um den leidigen Abgleich von Personal- und Lieferantendaten bei der Bahn ging, um dann die Öffentlichkeit zu belehren, dass es sich dabei vielmehr um ein “Screening” gehandelt habe.

Nun mag man einwenden, dass “Screening” nichts anderes bedeutet als “Rasterung”. Das stimmt. Aber es ist ein Wort aus dem Englischen, der Sprache, in der man in Deutschland halt so plappert, wenn man lieber nichts sagen möchte.

Page: 1 2 3

Silicon-Redaktion

Recent Posts

Blockaden und Risiken bei APM-Projekten vermeiden

Application Portfolio Management (APM) verspricht Transparenz, mehr IT-Leistung und Effizienz – theoretisch.

2 Tagen ago

BSI-Bericht: Sicherheitslage im Cyberraum bleibt angespannt

Im Berichtszeitraum Mitte 2023 bis Mitte 2024 wurden täglich durchschnittlich 309.000 neue Schadprogramm-Varianten bekannt.

3 Tagen ago

KI-Hype in der Cybersicherheit – oder besser doch nicht?

KI kommt in der Cybersicherheit zum Einsatz, etwa um Abweichungen im Netzwerkverkehr zu identifizieren. Ist…

3 Tagen ago

Netzwerksegementierung schützt vor Angriffen über die OT

Ungepatchte und veraltetete Maschinen-Software ist ein beliebtes Einfallstor für Hacker, warnt Nils Ullmann von Zscaler…

4 Tagen ago

KI-Bluff bei AIOps erkennen

Die Auswahl einer Lösung sollte anhand von echten Leistungsindikatoren erfolgen, um echte KI von Behauptungen…

4 Tagen ago

Klinikum Frankfurt an der Oder treibt Digitalisierung voran

Interdisziplinäres Lenkungsgremium mit Experten aus den Bereichen IT, Medizin, Pflege und Verwaltung sorgt für die…

5 Tagen ago