‘Rollin Justin’ – ein Roboter serviert den Tee

Justin ist ein Serviceroboter, der vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickelt wurde. Er kann Tee servieren, putzen, einfache Speisen zubereiten und schwere Gegenstände heben. Und wenn man den richtigen Befehl gibt, tanzt Justin sogar.

silicon.de: Der ausgestellte Prototyp auf der CeBIT hatte, bis auf die Augen, kein Gesicht. Wird sich das noch ändern? Umso menschlicher wird ja dann der Roboter!

Christoph Borst: Das ist eine Sache die uns wenig kümmert. Wir wollen vor allem, dass der Roboter mehr mit seinen Händen tun kann. Wir denken, dass wenn er sinnvolle Dinge in einer intuitiven Weise verrichten kann, werden ihn die Anwender akzeptieren. Wir wollen nicht den Eindruck vermitteln, die Maschine hätte eigene Gefühle. Es ist ein Roboter und das darf er auch bleiben. Wir sehen ihn nicht als Ersatz für ein menschliches Gegenüber. Emotionale Gesichtsausdrücke könnten den Systemstatus darstellen, das erledigen wir derzeit klarer über Sprachausgaben.

silicon.de: Die Arme wurden auch schon verkauft. Wie teuer sind die Arme? Wenn wir gerade bei der Kostenfrage sind. Was würde Justin komplett kosten?

Borst: Die Arme werden von KUKA Roboter in Augsburg produziert und verkauft. Ein Arm kostet etwas weniger als 100.000 Euro. Der ganze Justin hat einen Wiederbeschaffungswert von circa 450.000 Euro. Da sind aber noch keine Entwicklungskosten dabei, allerdings ist er eine große Handarbeit!

Rollin Justin
Justin kann mit jedem Arm 14 Kilogramm heben.
Foto: DLR

silicon.de: Was denken sie, wie die Entwicklung humanoider Roboter in Zukunft aussehen wird?

Borst: Wir werden in den nächsten Jahren noch viele, immer leistungsfähigere Systeme sehen, die schneller und robuster laufen und auch mir Händen manipulieren können. Damit diese Roboter den Weg in die Haushalte finden, werden sie aber noch viel mehr Umweltwahrnehmung über Kameras und auch über Kraft- und Kontaktsensorik benötigen. Das kann noch eine Weile dauern.

silicon.de: Hat das DLR weitere Projekte geplant?

Borst: Wir entwickeln derzeit ein neues integriertes Handarm-System, das mit fünf Fingern ausgestattet sein wird und menschliche Größe erreichen wird. Das besondere daran wird sein, dass es eine einstellbare passive Steifigkeit haben wird. Damit lässt sich Energie, wie sie zum Beispiel bei einer sehr schnellen Kollision auftreten kann, kurzzeitig speichern. Das kann man auch benutzen um zum Beispiel einen Ball beim Werfen zu beschleunigen. Wenn wir das System hoffentlich nächstes Jahr präsentieren, werden wir mit der gleichen Technik an die Entwicklung von Beinen für den Justin gehen.