PLM-Software schafft den Fußballrasen ab
Die Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika könnte komplett auf Kunstrasen stattfinden. An dieser Vision arbeiten derzeit Labore und Softwarehersteller in Westeuropa mit Hochdruck. Der Fachautor Konrad Buck über den Durchbruch einer radikalen Idee, die Fußball-Traditionalisten viel abverlangt.
Nach Olympia steht als nächstes Sportereignis die Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika 2010 auf der Agenda. Erstmals könnte in Südafrika neben den Mannschaften auch technisches Material den Sprung an die Weltspitze schaffen: Kunstrasen, bisher im Hockey oder American Football etabliert, findet auch im Fußball immer mehr Anhänger. Von den Spitzenverbänden UEFA und FIFA wurden Kunstrasenplätze inzwischen auch für den Wettkampfbetrieb freigegeben.
Gummirasen mit Ball in der Skizze (Quelle: Reden)
Exakte Pässe, brillante Dribblings und schnelles Passspiel verlangen einen kurzen, harten Rasen. Doch beste Bedingungen für Ballkünstler hängen nicht selten vom Wetter ab. Außerdem brauchen Rasenflächen Ruhepausen und regelmäßige Bewässerung. Letzteres ist in Südafrika mangels ausreichend vieler Stadien und eher trockenen Klimas nur teuer zu bewerkstelligen. Abhilfe soll daher der Kunstrasen schaffen. Auf Rasen könnte man in Afrika nur alle drei bis fünf Tage spielen. Auf Kunstrasen hingegen sind zwei Spiele plus Trainingseinheiten pro Tag völlig problemlos realisierbar.
Um das Kicker-Event optimal vorzubereiten, werden im Vorfeld der Fußball-WM Südafrika 2010 auf dem gesamten afrikanischen Kontinent 52 Kunstrasenplätze angelegt. Zwar nur für Testzwecke und noch nicht in den offiziellen Spielstätten. Doch – positives Feedback und erfolgreiche Verhandlungen vorausgesetzt – könnte die Fußball-WM 2010 erstmals auf Kunstrasen stattfinden. Das Gesamtbudget für das Projekt beträgt rund 38 Millionen Dollar. Die Pflege des Kunstrasens beläuft sich auf etwa 3000 Dollar pro Jahr – ungleich viel weniger als die Kosten für traditionelle Bewässerung.
Im Hockeysport haben die Clubs aus vielen Gründen schon lange auf Kunstrasen umgestellt. Im Fußball überwiegen noch die Zweifel: Ball-Laufverhalten oder Trittfestigkeit seien beim organischen Rasen einfach unübertroffen, so die Kritik mancher Vereine.