PLM-Software schafft den Fußballrasen ab
Die Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika könnte komplett auf Kunstrasen stattfinden. An dieser Vision arbeiten derzeit Labore und Softwarehersteller in Westeuropa mit Hochdruck. Der Fachautor Konrad Buck über den Durchbruch einer radikalen Idee, die Fußball-Traditionalisten viel abverlangt.
Doch permanent steigt die Anzahl der Befürworter. So spielen beispielsweise die Kicker des holländischen Profivereins Heracles bereits erfolgreich auf Kunstrasen. Der Durchbruch kam, als Hersteller begannen, Beläge zu entwickeln, die speziell für den Fußball gedacht waren. Zwar müssen für einen Kunstrasen sehr viele Parameter berechnet werden, um die Naturrasen-Eigenschaften zu kopieren. Aber die Konstrukteure lassen sich immer neue Tricks und Verfahren einfallen, um ihr Produkt attraktiver zu machen und immer mehr Clubs, Spieler und Funktionäre zu überzeugen.
Der Kunstrasen zeigt, was er kann (Quelle: Reden)
Eines der Labore für die Fußballzukunft steht im niederländischen Hengelo. Dort sorgt das Entwicklungsunternehmen Reden BV mit ausgeklügelten Berechnungsverfahren dafür, dass Sportler und Bälle in Zukunft noch optimaler laufen. Reden BV modelliert die Computersimulation künstlicher Grashalme und optimaler Grasbasen mit der Simulations-Software Abaqus von Dassault Systèmes, einem großen französischen Hersteller von Product Lifecycle Managament Software (PLM). Marco Ezendam, der Geschäftsführer von Reden BV, sagt dazu: “Mit Simulationsmodellen auf Abaqus-Basis können wir die Performance eines Platzes mittels Dutzender von Parametern berechnen und so dazu beitragen, bessere Plätze beispielsweise mit besseren Ball-Laufeigenschaften zu entwickeln.”
Die zu berechnenden Komponenten setzen sich unter anderem aus Form, Reibungsaufnahme, Elastizität oder Dämpfung zusammen und sie alle beeinflussen die Funktion des Spielfelds. Für Ezendam lassen sich Neuerungen bei künstlichen Spielfeldern am besten mit Geräten entwerfen, die dem realen Sportgeschehen möglichst nahe kommen: “In jüngster Zeit haben wir mehrere spezielle Instrumente entwickelt, um objektive Messergebnisse dafür zu gewinnen, wie ein Feld überhaupt funktioniert.” Hierzu gehört ein so genannter künstlicher Athlet, eine Art rotierender Fuß, der Informationen aufnimmt.