PLM-Software schafft den Fußballrasen ab
Die Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika könnte komplett auf Kunstrasen stattfinden. An dieser Vision arbeiten derzeit Labore und Softwarehersteller in Westeuropa mit Hochdruck. Der Fachautor Konrad Buck über den Durchbruch einer radikalen Idee, die Fußball-Traditionalisten viel abverlangt.
“Damit sammeln wir Daten zum Platzverhalten selber und zu den möglichen Belastungen oder Spielweisen auf einem realen Naturrasenplatz und versuchen dann, dies alles per Computersimulation zu optimieren”, ergänzte Jakko Nieuwenkamp, Senior Project Engineer bei Reden, und führte weiter aus: “Dafür machen wir dann eine statistisch relevante Anzahl an Durchläufen mit der Dassault Systèmes-Software, bis wir die bestmögliche Kombination von Fasern, Füllung und Sockel haben.” So spiele die Beschaffenheit und die Länge der Grashalme für die Rolleigenschaften des Balles eine wichtige Rolle und: Kleinste Veränderungen können oft den entscheidenden Unterschied ausmachen.
Kernkompetenz bei Reden liegt auf einer mathematischen Relation für das Verhältnis der gegebenen Parameter – Wie verhält sich Naturrasen? – und den Simulationsergebnissen – Wie könnte sich Kunstrasen verhalten? Nieuwenkamp: “Mit Interpolation können wir dann rückwärts rechnen und fragen: wenn wir diese Ergebnisse haben, welche Art von Parametern würden zu diesen Ergebnissen passen? Also können wir sagen: diese Art von Verhalten des Rasens wollen wir haben, also gib mir alle Parameter für ein gutes solches Spielfeld. Das können wir Dank der Abaqus-Software größtenteils schon in vielen Teilbereichen des Entwurfs, an anderen Teilbereichen arbeiten wir mit Hochdruck.”
Resümee von Ezendam: “Insgesamt versuchen wir, den Kunstrasen besser zu machen als den natürlichen. Wenn bei einem Spiel technisch sehr starke Mannschaften aufeinander treffen, ist ein schnell laufender Ball gefragt. Also kann man ein Feld je nach der Taktik und Spielweise der Teams liefern.” Dem hat die FIFA allerdings einen Riegel vorgeschoben und die Bestimmungen für Kunstrasen streng reglementiert. Doch es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis Ingenieure mit immer ausgefeilterer Software genau die Grasfaser-, Füllmaterial- und Unterbau-Mischung gefunden haben, die es allen Parteien Recht macht – und dann wird Kunstrasen tatsächlich im Fußball Einzug halten.