IBM greift Oracle im Kerngeschäft an
Die im April 2009 von Oracle beschlossene Übernahme von Sun hat umgehend zu einer überraschenden Reaktion von IBM geführt: IBMs Beteiligung an EnterpriseDB, die bereits im März 2008 bekannt gegeben wurde, trägt nun Früchte.
Seitdem gehört EnterpriseDB zu den wichtigen Entwicklungspartnern von IBM für Enterprise Information Management, namentlich der Datenbank DB2, die kürzlich in der Verison 9.7 angekündigt wurde. Die Bekanntgabe der neuen wichtigen Funktionen von DB2, nämlich die weitgehende Kompatibilität mit Oracles Datenbank, hätte zu einem besseren Zeitpunkt nicht gewählt werden können.
IBM hat von EnterpriseDB wichtige Technologien in die neue Version von DB2 hinzu genommenen. EnterpriseDB ist einer der Hauptbeitragenden zur Open-Source-Datenbank PostgreSQL. Diese Datenbank kann durchaus als Mitbewerber von MySQL angesehen werden. MySQL ist eine Open-Source-Datenbank, die Oracle gerade mit Sun erworben hat und die industrieweit auf großes Interesse stieß – unter anderem auch bei SAP-Kunden als Ersatz für eine Oracle-Datenbank. Oracle bleibt es somit verwehrt, den Datenbankmarkt quasi Open-Source-frei zu halten.
Der Kauf von Sun – und damit des Open-Source-Mitbewerbers MySQL – kann nicht einfach durch ein Auslaufenlassen beziehungsweise Nichtweiterentwickeln von MySQL die Weiterentwicklung von Open-Source-Datenbanken verhindern. Damit steht Oracle eine ähnliche Bedrohung durch Open-Source-Datenbanken ins Haus wie Microsoft durch Linux beziehungsweise Open Office.
Und IBM nimmt ein weiteres Mal die Open-Source-Bewegung als Angriffsinstrument auf einen Wettbewerber zu Hilfe. IBM setzt Microsoft mit einer starken Unterstützung von Linux unter Druck – und mit der Unterstützung von Enterprise DB sowie der Einbeziehung wichtiger Technologien in die eigene Datenbank DB2 nun auch Oracle. Dabei läuft der eigentliche Angriff auf Oracle noch viel gezielter als im Falle von Microsoft.