Allein, es wird nichts nützen. Denn wie heißt es so schön und Tweet-kompatibel im Korinther-Brief (Kapitel 4, Vers 16 und Kapitel 11, Vers 1)? – “Seid meine Nachfolger.”

Das wiederum haben sich die Unternehmen zu Herzen genommen. Sie schicken sich an, den Kirchen nachzufolgen und machen den ehemaligen Monopolisten auf dem Markt für Sinnfragen und Werte mittlerweile gehörig Konkurrenz, vor allem im wichtigen Segment der Bigotterie. – Kaum eine Firmen-Site, auf der man nicht “Corporate Social Responsability” anklicken könnte.

Die Microsoft Corporation etwa kämpft beherzt gegen den Eindruck an, ihr gehe es bloß um Profit, erzielt auf möglichst wettbewerbsfreien Märkten. “Software für eine bessere Welt” bereitzustellen, sei vielmehr ihre Mission, erfährt der Surfer beim Webauftritt der deutschen Dependance.

Sofern es sich um einen Microsoft-User handelt, mag er sich da fragen, ob’s bessere Software für die Welt nicht auch schon täte. Wenigstens für den Anfang.

Meist aber wird die Frage eine andere sein, nämlich: was mit diesen seltsamen Wörtern gesagt – oder besser: was verschwiegen – werden soll. Beispielsweise, wenn sich IBM – auf einer seiner deutschen Seiten – zum “globally integrated Enterprise” erklärt. – Was immer es sein mag, es hat auf jeden Fall nicht so einen negativen Beigeschmack wie “Multi”.

Und hier erweist sich denn auch der klare Konkurrenzvorteil, den Unternehmen gegenüber der Kirche haben. Deren Marketiers müssen traditionell zuerst Latein lernen, eine hochentwickelte Sprache mit fünf Fällen, bevor sie sophistisch, also wohlklingend und trickreich, daherreden können.

Ihre Nachfolger im Unternehmensdienst hingegen verwenden überhaupt keine Hochsprache. Statt dessen klicken sie sich quasi aus einem schlanken Repository für englisch klingende Buzzwords ihre Botschaften zusammen. “Agility” nennt man es heutzutage wohl, wenn man sich auf diese Weise, Geschwindigkeitsvorteile zunutze macht. Wollte man ihre Technik verwenden, könnte man so äußerst komfortabel den Begriff HoD (Hypocrisy on Demand) generieren.

“Yahoo! For Good” benamst das Web-Portal seine Mission. Dazu gehört laut Pressemitteilung das Eintreten für die Redefreiheit und den Schutz der Privatsphäre. Amerikanische Unternehmen seien auch in Ländern tätig, wo diese Werte nicht so hochgehalten werden, beschreibt der Konzern die Schwere seiner Verantwortung. Dadurch entstünden Probleme.

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Silicon-Redaktion

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