Die Bahn soll sich ja auch diesbezüglich betätigt haben, “wie der Geist (, der) ihnen gab” – 1,3 Millionen Euro. So viel habe der Konzern es sich kosten lassen, Leserbriefschreibern und Redakteuren die Hand zu führen. “PR-Skandal” nennen dies die Zeitungen unisono.
Bloß ein Leserbriefschreiber in der SZ meint: “Cosi fan tutte”. Das ist hübsch formuliert: “So machen es alle.”
Wirklich alle? fragt man sich da voller Selbstzweifel. – Nein, selbstverständlich nicht. Die Computer-Industrie ist sauber. Der IT-Fachjournalist daher kein gewöhnlicher Zungenredner wie all die anderen.
Er hat ja auch in letzter Zeit immer weniger zu reden, beziehungsweise zu sagen oder zu schreiben. Die Verlage sparen und heben deshalb gerne kostengünstige so genannte “Anwenderberichte” in ihre Blätter. Die heißen so, weil sie von denen bezahlt sind, die diesen Anwendern etwas verkaufen wollen, also von den anderen, den Anbietern.
Die deutsche Sprache ist da etwas kompliziert. Im Englischen heißen Anwenderberichte denn auch “success stories”. Das trifft den Kern.
Geschrieben werden diese “success stories” von PR-Agenturen, die Anwendern überschwängliche Worte in den Mund legen. Thema: Welche tollen Erfolge doch die Produkte des Unternehmens gezeitigt haben. Jenes Unternehmens, das den Anwenderbericht bezahlt.
Aufgabe des IT-Fachjournalisten ist es dann, die “success story” ins Layout laufen zu lassen. Er ist deshalb kein bloßer Zungenredner. Er ist ein kaskadierender Zungenredner: Er lässt sich die Hand führen, um über jemanden zu schreiben, dem die Zunge geführt wurde.
Empfindsame Fachjournalisten sorgen sich deshalb oft um das Ansehen ihres Berufstandes – wegen des Eindrucks, den kaskadierende Zungen hinterlassen könnten. Es geht ihnen da genauso wie dem Apostel Paulus, der im Brief an die Korinther, Kapitel 14, Vers 23, schreibt: “Wenn nun die ganze Gemeinde zusammenkäme an einen Ort und redeten alle mit Zungen, es kämen aber hinein Laien oder Ungläubige, würden sie nicht sagen, ihr wäret unsinnig?”
Aber diese Sorge ist wohl unbegründet. Zum einen gibt es in Sachen IT zwar viele Laien, aber keine Ungläubige. Zum anderen: Wenn die Leute reden und somit denken wie die, die ihnen Handys andrehen wollen, oder gar wie ihre Chefs, dann ist die Gefahr gering, dass jemand “PR-Skandal” schreit.
Na ja, was einem halt so einfällt zu einer durch einen christlichen Feiertag verkürzten Arbeitswoche. Ein bisschen spät, mag mancher da einwenden. Schließlich sei Pfingsten schon vorbei.
Das aber stimmt nicht. Pfingsten ist immer!
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