Was genau ist Fibre Channel über Ethernet?

3. Der Nutzen von Fibre Channel über Ethernet (FCoE)

Die erste Anwendung von FCoE wird voraussichtlich die Rechner-I/O-Konsolidierung sein. Anstelle mehrerer Fibre-Channel-HBAs und Gigabit-Ethernet-Verbindungen verfügt der Rechner über eine neue, FCoE-fähige Schnittstelle mit je zwei 10Gbps Ports. Um die Verfügbarkeit zu erhöhen, können auch zwei Schnittstellen installiert werden. Über diese werden sowohl IP über Ethernet als auch Fibre Channel über Ethernet zum FCoE-Switch transportiert.


Erste Phase von FCoE: I/O-Konsolidierung

Der Nutzen für den Kunden besteht in weniger Schnittstellen pro Rechner und der damit verbundenen höheren Rechnerdichte im Rack. Auch kann man mit fast 50 Prozent weniger Kabel als bei einem konventionellen Fibrechannel/Ethernet-Design rechnen. Damit einhergehend verringert sich sowohl der Stromverbrauch als auch der Aufwand für Kühlung. Um Kosten einzusparen, kann die 10G Verkabelung innerhalb des Racks mittels Twinax (Kupfer SFP+) ausgeführt werden; allein schon diese Einsparungen in der Verkabelung können, verglichen mit der konventionellen Methode, 40 Prozent betragen.

Andererseits werden wir in den kommenden 12 bis 18 Monaten eine Migration der Rechneranbindung von 1G auf 10G Ethernet sehen. Diese ist eine logische Folge aus der Tatsache, dass heute ein physikalischer Server dutzende von virtuellen Servern bedient – was eine höhere I/O Bandbreite erfordert. Zudem werden Multisocket/Multicore-CPUs zum Standard, und vernetzter Speicher (SAN) verlangen ebenfalls nach einer größeren Bandbreite.

In einer späteren Phase, vielleicht in 3 bis 5 Jahren, ist es zudem denkbar, dass die heutigen Fabriks für LAN und SAN zusammengelegt werden. Damit würde das FCoE-Protokoll nicht mehr wie in der ersten Phase im Access-Bereich terminiert, sondern bis in den Backbone (Core) weitergezogen.

FCoE ist sowohl eine Alternative zu iSCSI als auch zu klassischem Fibre Channel. Es wird Fibre Channel allerdings nicht ersetzen, sondern ist vielmehr eine zusätzliche Option, die vorwärtskompatibel mit den heutigen Fibre Channel SANs ist.

Im Gegensatz zu anderen I/O-Konsoliderungsansätzen wie Infiniband oder iSCSI wird bei FCoE das Management-Modell von Standard Fibre Channel beibehalten. Netzwerkapplikationen, Multipathing Host Software und Zoning sind identisch mit denen bei Fibrechannel. FCoE kann daher phasenweise eingeführt werden, koexitierend mit Fibrechannel. Die Evolution beginnt bei den Servern und wird als letztes bei den Storage Subsystemen ankommen. Einige Firmen verstehen allerdings unter FCoE nur den Transport von Fibre Channel über einen 10G Ethernet Transport, ohne die I/O-Konsolidierung (also IP und Fibre Channel über dasselbe Kabel).

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Silicon-Redaktion

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  • Guter FCoE Überblick mit Lücken
    Ich finde diesen Artikel sehr interessant und hilfreich, leider wird das Thema wieder etwas to offensiv angepriesen. Das der FCoE Standart mittlerweile abgesegnet wurde ist richtig, allerdings vergisst man weitere wichtige Punkte zu erwähnen. Dazu gehört u. a. das Protokoll TRILL, welches ein CEE/DCE Netzwerk Multi-Pathing Fähigkeiten bringen soll. Auch die Security Komponente ist nicht vollständig geklärt. Das sniffen eines FC SANs ist heute fast unmöglich, werden die FC Daten aber erst mal über ein Ethernet Transport verschickt, gibt es hier weit aus einfachere Möglichkeiten die Daten abzugreifen. Nichts desto trotz gebe ich dem Verfasser des Artikels recht, dass diese Technologie Potential hat und man sich möglichst bald damit beschäftigen sollte.

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