Mobilfunkmarkt vor grundlegender Wende
Bis 2011 werden sich die durchschnittlichen Einnahmen für eine Mobilfunkminute als Folge des andauernden Preisverfalls bei 8,8 Cent eingependelt haben. Allerspätestens dann werden sich die Mobilfunkunternehmen etwas einfallen lassen müssen.
Damit liegen sie gleichauf mit den technischen Erstellungskosten und die Gewinnmarge eines durchschnittlichen Mobilfunkanbieters läuft bis 2011 gegen null. Schon im Jahr 2012 müsste ein Anbieter theoretisch sieben Prozent pro Handygespräch draufzahlen, wenn er bis dahin nicht tragfähige Modelle der Kostensenkung erschließt. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung der Top-Managementberatung A.T. Kearney unter 100 europäischen Mobilfunkanbietern. Nur mit einer gemeinsamen Netznutzung können die Rivalen auf dem hart umkämpften europäischen Mobilfunkmarkt ihre Margen behaupten.
Bisherige Spar-Anstrengungen setzten häufig an bei den Zugangsnetzen (Radio Access Networks, kurz RAN), die das Bindeglied zwischen den Mobiltelefonen der Kunden und den Kernnetzen des Anbieters darstellen. Das geschehe aus gutem Grund, denn bei der Netz-Zugangstechnik ist das Einsparpotenzial beachtlich: Mobilfunkunternehmen wendeten hier rund ein Drittel ihrer gesamten Betriebskosten auf, die RAN binden zudem rund 80 Prozent des investierten Kapitals.
“In den letzten fünf Jahren haben die Mobilfunkanbieter die Kosten pro Kunde im Bereich der Zugangsnetze schon um mehr als ein Drittel gesenkt. In vielen Fällen sind nun allerdings die klassischen Methoden der Prozessverbesserung ausgereizt”, so Dr. Hagen Götz Hastenteufel, Partner bei A.T. Kearney. “Neue strukturelle Ansätze zur Effizienzsteigerung sind dringend nötig, wenn die Anbieter nicht vom Markt verschwinden wollen.”
Während Outsourcing-Bemühungen nicht immer fruchten, stelle die technische Zusammenarbeit im Bereich der Zugangsnetze einen der wirkungsvollsten Ansätze zur Kostensenkung dar. Ein Blick nach Schweden, Spanien und Großbritannien weise einen viel versprechenden Weg: Dort sei das sogenannte “Network Sharing” bereits Realität, bei dem konkurrierende Mobilfunkanbieter ihre vorhandene Sende- und Empfangsinfrastruktur miteinander teilen oder sogar gemeinsam neu aufbauen. Bis zu 59 Prozent der Gesamtkosten im RAN können der Studie zufolge durch “Network Sharing” eingespart werden, wobei die Potenziale je nach Nutzungsintensität und Art der Kooperation variierten.
Den größten Einspareffekt könnten die Unternehmen durch das gemeinsame Anmieten der physischen Sendeplätze erzielen. Bei dieser Form der Kooperation zeigten sich Sparpotenziale von bis zu 69 Prozent. Das Errichten und die Inbetriebnahme einer neuen Anlage würden mit einem Partner um durchschnittlich 31 Prozent preiswerter, die Kosten des laufenden Betriebs könnten um bis zu 40 Prozent sinken. Günstiger würden auch die Unterhaltung und Wartung der Anlagen sowie die Stromkosten. Ebenfalls falle es kooperierenden Unternehmen leichter, ihre Netzabdeckung zu optimieren und die vorhandenen Kapazitäten besser zu nutzen. Dieser Aspekt separat betrachtet senke die Kosten um bis zu 38 Prozent.