Mobilfunkmarkt vor grundlegender Wende
Bis 2011 werden sich die durchschnittlichen Einnahmen für eine Mobilfunkminute als Folge des andauernden Preisverfalls bei 8,8 Cent eingependelt haben. Allerspätestens dann werden sich die Mobilfunkunternehmen etwas einfallen lassen müssen.
Etwa 15 Prozent aller Mobilfunkanbieter befassten sich schon intensiv mit dem Thema und nutzten Teile der Netzinfrastruktur gemeinsam mit ihren Wettbewerbern – angefangen von Gebäuden samt energieintensiven Kühleinheiten über Funkeinrichtungen, Transceivern bis hin zu Antennen. “Mit Network Sharing können Anbieter auch über das Jahr 2011 hinaus profitabel wirtschaften, wenn sie bei der Wahl des Partners und des jeweiligen Modells die richtigen Weichen stellen”, sagte Hastenteufel. “Der Schritt zum Network Sharing ist allerdings nur dann angebracht, wenn das eigene Netzwerk nicht mehr dazu taugt, sich entscheidend vom Wettbewerber abzusetzen.”
Das sei jedoch immer häufiger der Fall: Je gleichwertiger die Netze würden, desto eher lohne die Kooperation. Vor wenigen Jahren hätten Sendeleistung und Netzabdeckung noch als wichtige Differenzierungsmerkmale im Wettstreit um die Endkunden und als gute Argumente, um Premiumpreise durchzusetzen, gegolten. “Heute hat sich das Bild geändert: Als Alleinstellungsmerkmal kann die Netzqualität nur noch selten herhalten. Sie liegt in den reifen Mobilfunkmärkten bei fast allen Providern nach beträchtlichen Investitionen auf einem hohen und oft sehr ähnlichen Niveau”, so Hastenteufel.
Lediglich in vier europäischen Ländern unterschieden sich laut Untersuchung die Anbieter noch nennenswert in der Netzqualität. Allerdings führe auch das nicht zwingend zu höherer Zahlungsbereitschaft beim Kunden: In zwei Fällen hätten die Anbieter mit dem weniger ausgefeilten Netz nur geringfügig schlechtere Geschäfte gemacht. In den anderen beiden Fällen habe das technisch unterlegene Unternehmen sogar ein um bis zu 16 Prozent besseres Ergebnis pro Kunde erzielt.
Network Sharing sei ein komplexer Prozess mit vielen rechtlichen, technischen und strategischen Handlungsoptionen – die Partnerwahl sei dabei von zentraler Bedeutung. “Wer die Zusammenlegung der Netzwerk-Kapazitäten mit einem oder mehreren Wettbewerbern erwägt, sollte dies in einem mehrstufigen Verfahren prüfen”, rät Hastenteufel. Je nach Ausgangslage kämen unterschiedliche Ziele zum Tragen: Ein Nachzügler gewinne per Kooperation schnell eine hohe technische Reichweite – und müsse dafür eine Prämie zahlen.
Für etablierte Marktteilnehmer hingegen liege der Reiz vor allem darin, die Kosteneffizienz zu verbessern, mit angemessenem Aufwand in die vierte Mobilfunkgeneration zu investieren und damit verbundene Investitionsrisiken mit anderen zu teilen. Dabei sei eine gute Vorbereitung wichtig: “Wer sich mit seinem Netz partnerschaftlich bindet, muss auch Fragen des Wettbewerbsrechts und der Regulierung bedenken. Oberstes Gebot ist jedoch, dass sich Mobilfunkbetreiber rasch entscheiden, ob und mit wem sie eine Partnerschaft eingehen wollen. Ansonsten laufen sie Gefahr, dass sie die Chance auf einen Schulterschluss verpassen und sich der Wettbewerb gegen sie verbündet”, so Hastenteufel.