Sind sie noch ganz echt? Microsoft und seine Zertifikate
Als den größten Software-Hersteller trifft Microsoft das Problem raubkopierter Software am härtesten. Daher ringt Redmond auch an vielen Fronten mit dem Übel. Eine Waffe in diesem Kampf sind Zertifikate, die die Echtheit einer Software ausweisen. Doch auch die lassen sich fälschen.
Ist man sich hier nicht sicher, ob man es mit einem Original zu tun hat, sollte man, so rät Microsoft, vorsichtig versuchen, die Ränder eines Port-Holes anzukratzen. Damit lasse sich zeigen, ob die Metallstreifen tatsächlich in das Papier eingewoben seien, oder ob das Papier nur draufgeklebt wurde. Außerdem sollte der Käufer darauf achten, dass sich auf der rechten Seite des Echtheitszertifikats ein transparentes Oval befindet, durch das sich das Computergehäuse erkennen lässt. Auf einem eingebetteten Metallfaden ist das Wort ‘Genuine’ zu lesen, rät Microsoft.
Allerdings bietet Microsoft eine ganze Fülle solcher Zertifikate. Der normale Anwender verliert da schnell den Überblick. Als unbedarfter Käufer erwirbt man vielleicht eine echte Windows XP-Lizenz, diese hätte dann aber nur mit einem neuen PC vertrieben werden dürfen. Denn Microsoft hat für jedes Produkt und dann auch noch zusätzlich für jeden Vertriebskanal eigene COAs.
Doch für den Schnäppchenjäger im Internet kommen diese Sicherheitshinweise ohnehin meist zu spät. Schließlich hat er dann die Software bereits verkauft und Software-Piraten gewähren nur selten eine Geld-Zurück-Garantie. Der Großteil der illegalen Software wird aber eben über das Internet verbreitet. Inzwischen gibt es Anbieter wie MarkMonitor, die mit speziellen Softwarelösungen solche Auktionen oder Verkäufe im Web ausfindig machen.
Ob die Business Software Alliance (BSA), ein Zusammenschluss von Software-Anbietern wie Apple, Microsoft und Adobe, solche Lösungen verwendet ist derzeit nicht bekannt. Dennoch stoppte der Branchenverband im ersten Halbjahr 2008 über 18.000 Auktionen mit mehr als 45.000 gefälschten oder raubkopierten Produkten. Den Wert dieser illegalen Auktionen und Angebote beziffert die BSA auf über 15 Millionen Euro.
Das Marktforschungsinstitut IDC geht davon aus, dass 27 Prozent der in Deutschland eingesetzten Software illegal ist. Das entspricht einem Wert von 1,55 Milliarden Euro. Weltweit liege demnach der Anteil bei 41 Prozent. Die Tendenz ist steigend. EU-weit liegt der Anteil nicht lizenzierter Software laut IDC konstant bei rund 35 Prozent. Das summiere sich zu einem Umsatzausfall von etwa 10 Milliarden Euro.