silicon.de: Das scheint mir eine gute und ausgeglichene Marktposition zu sein. Manche Anbieter sind vor allem in den USA aktiv und müssen nun dafür sorgen, diese einseitige regionale Abhängigkeit abzubauen.
Jahnke: Ja absolut, vor allem wenn man bedenkt, dass der europäische Markt bei Outsourcing ganz am Anfang steht. Großbritannien war schon immer ein guter Markt. Kontinentaleuropa fängt eigentlich erst jetzt richtig an zu boomen. Wir sehen deutlich zweistellige Wachstumsraten in Kontinentaleuropa, wohingegen UK nur im einstelligen Bereich wächst. Wir begegnen vor allem auch einer wachsenden Bereitschaft – auch im gehobenen Mittelstand – Geschäftsprozesse in BPO-Projekten aus der Hand zu geben. Immer mehr verknüpfen die Kunden aber dann auch die Forderung an uns, Innovationen und Prozesse zu entwickeln.
silicon.de: Sie profitieren also derzeit von den schlechten Wirtschaftsdaten?
Jahnke: Wir sehen gerade in schwierigen Märkten wie Deutschland, Österreich und der Schweiz seit vergangenen Sommern einen wahren Boom.
silicon.de: Gibt es unter dem großen Thema ‘Outsourcing’ noch weitere Trends? Was ist anders als vor einem Jahr.
Jahnke: Bisher waren diese Märkte vor allem vom Infrastruktur-Outsourcing geprägt. Das hat sich ein Stück weit geändert. Was wir jetzt sehen ist vor allem Lieferanten-Konsolidierung. Das heißt, gerade die großen, Dax-notierten Unternehmen versuchen derzeit, die verschiedenen Provider und Freelancer, die für das Unternehmen tätig sind, zu konsolidieren. Das sind oftmals 100 bis 200 FTE, die werden gebündelt und an einen neuen Partner, wie zum Beispiel uns, herausgegeben. FTE steht für Fulltime Equivalent, damit sind Tätigkeiten gemeint, die eine Vollzeitstelle in Anspruch nehmen würde, aber zum Beispiel auch durch mehrere Teilzeitstellen besetzt werden können. Ein gutes Beispiel für diese Lieferantenkonsolidierung gibt BMW, das im vergangenen Sommer mit uns ein Konsolidierungsprojekt gemacht hat. Und das funktioniert hervorragend. BMW konnte als direkten Effekt deutlich mehr Kosten einsparen. Zudem gab es keine Probleme mit den Mitarbeitern oder der Gewerkschaft
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Outsourcing das Heil der Gewinne.
Wieder einmal ein Artikel, der aus der Gewinnecke kommt. Seit Jahren wieder versucht, die Outsourcing Idee, den Kunden und Mitarbeitern zu verkaufen. Obwohl, dazu muss man aber auch ehrlich sein, es manchmal ? aber meistens nicht funktioniert.
Natürlich sind die Mitarbeiter in den Outsourcing Länder nicht schlechter, aber der Ausbildungsstand auch über den Tellerrand hinaus, ist in den Auftrags änder meist besser.
Mitarbeiter die den Kunden und das Geschäft (Entwickler ? Pl usw.) kennen, haben nun einmal einen Wissensvorsprung und kennt auch dessen Mentalität. Meist wird im Vorfeld erkannt, ab die zu erbringende Leistung so oder evtl. abgewandelt für den Kunden nutzbringender wäre. Hier erfolgt meist eine Rückfrage dann.
Bei SLAs wird genau nur die Leistung erbracht, die zuvor vereinbart wurde (Punkt) - danach wird diskutiert. Wie teuer dann die Leistung wirklich war (Aufwand ? Kommunikation ? Kundenunzufriedenheit) wird meist zu Gunsten des Outsourcing unter den Teppich gekehrt. Der Kunde fühlt sich verschaukelt, die Mitarbeiter die die Leistung erbringen müssen sind frustriert und wenn dann der Kunde sich für einen anderen Provider entscheidet, sind alle überrascht.
Das ist die Realität, jeden Tag aufs neue.
Ein weitere Aspekt ist auch der, das wenn ein Endprodukt Gewinnoptimiert verkauft werden soll, auch Käufer mit dem entsprechenden Geld vorhanden sein müssen. Diese sind meist nicht jenen, die in den Outsourcing Ländern arbeiten. Dies zeigt im Moment ja auch die Wirtschaftslage, - keine Arbeit ? kein Geld (oder weniger) ? keine teureren Produkte. Aber die Erkenntniss muss wohl erst ankommen.
Eigentlich sollte man keine Leistung von Unternehmen beziehen, die nur Ihre Produkte hier teuer verkaufen wollen und so billig wie möglich produzieren wollen.
Bisher nur die einfache Jobs, jetzt werden auch das Know How nach Indien und China exportiert
Es ist kurzfristig gedacht, Softwareentwicklung und Beratung nach Ausland zu verlagern. Was sind die Erfahrungen ?
Die Löhne damit die Kosten gleichen sich schnell an, nur die Jobs im Innland verschwinden. Was bleibt, ist der Verlust von Know-How und die Stellen im Inland. Die Ausbildung wird auch zurückgefahren, da die Experten sind im Ausland günstig zu haben. Ich habe persönlich nichts gegen internatinale Projekte nur es ist töricht zu denken, daß mit Outsourcing unsere (noch bestehende) technologische Vorsprung längerfristig behalten könnnen. Dann halte ich immer noch eine EU interne Outsourcing sinnvoller, da diese fördert den Ausgleich schlechter entwickelter Regionen in Europa.
Die Outsourcing von Support und Dienstleistungen fördert die Abhängigkeit und verwundbarkeit unserer Volkwirtschaft, um so mehr in den Ausland verlagert wird desto größer die Macht denen. Ich glaube es nicht das dies an verantwortliche Stellen nicht wahrgenommen wird.
Die Lösung wäre eher umgekehrt. Mehr in die Ausbildung hierzulande investieren, Wissen und Know-How im Inland fördern.
Outsourcing: billig produzieren, teuer verkaufen
Ich kann Thomas nur zustimmen: Eigentlich sollte man keine Leistung von Unternehmen beziehen, die nur Ihre Produkte hier teuer verkaufen wollen und so billig wie möglich produzieren wollen. Nur der Gewinn zählt, der Mensch nicht. Mit dieser Marschrichtung ging es mit Vollgas in die Finanzkrise. Wenn sich diese Einstellung nicht ändert, klopft die nächste Krise schon an die Tür.
Gewinn und Frust
Eine "toller" Werbeartikel - konsolidieren von Einkauf kennt man ja schon lange - nur wer einen Überblick über verscheidene Branchen hat, wird schnell feststellen, dass die Qualität eben in der Regel nicht besser wird. Lediglich wenn es vorher ein - Entschuldigung - ein "verwöhnter Schlamperladen" war - wird allein durch das setzen von Standards ein Fortschritt erzielt.
Einsparungen werden sicherlich beim Vertragsmanagement gemacht --> das zahlt man dann aber drauf, da der Anbieter ja auch auf seine Marge kommen uns und (natürlich) versucht, günstiger einzukaufen ... So lange Kunden Qualität wollen, mache ich mir keine Sorgen und wenn die Kunden keine Qualität mehr wollen, nur zu, ich kann auch schlampern und mit Uraltwissen ihre Prozesse managen. Das ganze nennt sich dann "gesunder Menschenverstand" - ganz ohne Fachwissen :-)
Schöne neue Welt
"Toller" Artikel, könnte genau so aus dem Mund eines mittleren Managers meiner Firma gekommen sein. Die gelebte Realität sieht allerdings anders aus. Ein Beispiel aus der Praxis? Wir machen seit Jahren Offshore im SAP Umfeld. Keine Produktentwicklung sondern das normale SAP Geschäft, d.h. Einführung, Kundenanpassungen und so weiter.. Das bedeutet also einen engen Kundenkontakt, viel Consulting und die Entwicklunge von mittleren und kleinen CRs. Die Firmenprämisse neuerdings: 70/30, d.h. 70 Prozent Offshore, 30 Onsite, egal ob es Sinn macht ( macht ja per se Sinn, ist schließlich eine Managenment Vorgabe..) - Die Qualität der aus Indien gelieferten Entwicklungen ist allerdings bis zum heutigen Tag (nachdem wir schon etwa 4 Jahre mit den entsprechenden Teams in Indien arbeiten!) unterirdisch - nicht weil die dort nicht wüßten wie man ABAP programmiert, sondern weil offenbar jeglicher Blick für den Gesamtprozess des Kunden fehlt. Wenn es also funktionieren soll, muß man in einer Tiefe und Detaillierung spezifizieren - Quasi Coding oder Metacode vorgeben - in der Zeit hätte man es selbst zweimal umgesetzt. Entwicklungen, die z.B. im Normalfall 1 Tag overall Onsite benötigen, brauchen jetzt nach wie vor 1 Tag Onsite zum Spezifieren, Kommunizieren und Qualitätssichern plus mindestens 2-3 Tage offshore. Lohnt sich für den Kunden..Weil: der Durschnittsstundensatz geht ja runter..
Und hier ist die eigentliche Krux: Gemonitort wird meistens nach Durchschnittsstundensatz (nicht Leistung). Und das Management hat Zielvorgaben an zu erbringenden Offshorestunden. Ob hinter den Stunden Leistung steckt, interessiert niemand...